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Auf der Suche nach Stabilität: 47 Prozent der österreichischen Befragten wollen länger als fünf Jahre beim derzeitigen Arbeitgeber bleiben. Im globalen Durchschnitt geben das nur 28 Prozent an.

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Weltweit macht sich unter jungen Menschen Desillusionierung breit – sowohl auf persönlicher als auch auf wirtschaftlicher und politischer Ebene. Der aktuelle "Millennial Survey" des Beratungsunternehmen Deloitte legt einen unangenehmen Befund auf den Tisch. 16.425 Personen aus 42 Ländern wurden dafür befragt, in Österreich waren 300 Teilnehmer der Jahrgänge 1983 bis 1994 vertreten. Unternehmen auf der Suche nach jungen (digitalen) Talenten bekommen unangenehme Botschaften serviert.

Im internationalen Vergleich zeigen sich die jungen Österreicher besonders pessimistisch. "Österreichische Millennials blicken sorgenvoll in die Zukunft. Sie sind wenig optimistisch, dass sich die politische und gesellschaftliche Situation im nächsten Jahr verbessern wird", analysiert Anna Nowshad, Director bei Deloitte Österreich. "Die größten Sorgen der heimischen Befragten sind der Klimawandel, politische Instabilität und Terrorismus. Auch der Anstieg des Nationalismus bereitet ihnen mehr Sorge als dem weltweiten Durchschnitt."

Davon, schnell viele verschiedene Erfahrungen zu sammeln und zwischen unterschiedlichen Jobs hin- und herzuhüpfen, halten besonders die Jungen in Österreich nicht mehr viel. Aufgrund der negativen Erwartungen haben Millennials ein steigendes Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität. 47 Prozent der österreichischen Befragten wollen länger als fünf Jahre beim derzeitigen Arbeitgeber bleiben. Im globalen Durchschnitt geben das nur 28 Prozent an.

Misstrauen gegen Chefs

Wenn Firmen jetzt jubeln und ein neues Zeitalter der Loyalität heraufdämmern sehen: Zu früh gefreut. Denn die jungen Österreicher haben kein allzu positives Bild von Unternehmen. Im Gegenteil: Sie sind deutlich skeptischer als ihre internationalen Kollegen.

"Gerade Führungskräften gegenüber zeigen sich die Millennials sehr misstrauisch", erklärt Elisa Aichinger, Senior Managerin bei Deloitte Österreich. Auf Unternehmen könnte noch mehr Ungemach zukommen, als fordernde Stakeholder derzeit schon einbringen: "Über ein Viertel gibt an, kein Vertrauen in das Management von Unternehmen zu haben."

Klimaschutz und Gleichstellung zählen zu den größten Anliegen der Millennials. Daher wird auch der sozialen Verantwortung von Unternehmen eine immer wichtigere Rolle zugeschrieben. Da kommt wieder das Misstrauen ins Spiel: Hierzulande glauben 73 Prozent nach wie vor, dass Unternehmen sich eher auf die eigenen Agenden konzentrieren, anstatt sich wichtiger gesellschaftlicher Themen anzunehmen.

Positiver Beitrag für Gesellschaft

Problemlösungskompetenz für gesellschaftliche Fragen spricht die Mehrheit der Befragten den Unternehmen in Österreich jedenfalls ab. "Nur 37 Prozent der heimischen Studienteilnehmer meinen, dass Unternehmen einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten. Im internationalen Vergleich ist das ein besonders niedriger Wert", so Aichinger. Und ein recht schlechtes Zeugnis für die Arbeitgeberattraktivität.

"Millennials wählen nicht nur ihre Konsumartikel entsprechend ihrer Werte aus, sondern auch ihre Arbeitgeber. Im Wettbewerb um die besten Talente kommen Unternehmen an sozialen Themen nicht mehr vorbei. Sie müssen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, sonst werden sie diese Generation nicht überzeugen", bestätigt Aichinger.

Selbstbewusst digital

Die Arbeitswelt der Zukunft erfordert neue Kompetenzen und Arbeitsweisen. Hierzulande glauben immerhin 75 Prozent der arbeitstätigen Befragten, über die passenden Fähigkeiten für die Industrie 4.0 zu verfügen.

Laut Studie stehen freie Dienstverhältnisse der Gig Economy bei Millennials hoch im Kurs, wenngleich die Österreicher zurückhaltender sind. "Alternative Arbeitsformen etablieren sich: Die Gig Economy kommt bereits für drei Viertel der österreichischen Studienteilnehmer infrage. Global ziehen das beachtliche 84 Prozent in Betracht", sagt Nowshad.

Bei aller Offenheit gegenüber neuen Arbeitsformen und Digitalisierung in der Arbeitswelt zeigt sich bei der privaten Mediennutzung ein völlig anderes Bild. Mehr als die Hälfte der heimischen Millennials glaubt, dass sie eine Reduktion ihres Social-Media-Konsums gesünder und glücklicher machen würde. Die Mehrheit der Befragten glaubt auch, dass Social Media mehr Schaden als Gutes bringt. In Österreich wollen 54 Prozent der Millennials ihren Social-Media-Konsum auf null reduzieren. "Die Digital Natives sind im Privaten auf der Suche nach Digital Detox. Die Widersprüchlichkeit dieser Generation kommt damit einmal mehr zum Ausdruck", sagt Anna Nowshad. (kbau, 21.5.2019)