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Sich der GIS-Gebühr zu entziehen ist keine große Kunst. Im Juli 2015 entschied der Verwaltungsgerichtshof, dass Computer mit Internetanschluss "keine Rundfunkempfangsgeräte" sind und daher die Gebühr nicht fällig wird, wenn man das TV-Angebot via Stream nutzt. Eine Regelung, die den ORF nicht gerade glücklich macht – nutzen vor allem doch junge Seher verstärkt Laptops und Smartphones, um TV zu sehen. Dies wurde nun noch einfacher. Die die ProSiebenSat.1 PULS 4-Gruppe hat seine Streaming-App "Zappn" mit dem Programm von ORF 1 und ORF 2 erweitert, ServusTV und SchauTV sollen als nächstes folgen. Ende des Jahres ist dann die Fusion mit dem deutschen Angebot "Joyn" geplant.

Gegen Netflix und Co.

Die 2017 gestartete App sei mit mehr als einer Million Downloads sowie rund 150.000 Unique Usern pro Monat bereits jetzt ein Erfolgsmodell. In Zeiten von Breaking News wie der aktuellen Regierungskrise in Österreich erkenne man ein großes Interesse an Inhalten. "Es ist eine fernsehstarke Zeit", erklärte Markus Breitenecker, Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 PULS 4-Gruppe am Dienstag vor Journalisten.

Auf Zappn sollen künftig "alle guten Österreich-Sender" vertreten sein, gleichzeitig geht es um eine Erweiterung im deutschsprachigen Raum. "Im Streaming-Zeitalter geht es um Kooperation statt Konkurrenz", betonte Breitenecker. "Die Zeiten, in denen man sich nicht berühren durfte, sind vorbei." In Deutschland läuft Joyn aktuell als Beta-Test, im Sommer soll diese App dann allgemein zugänglich sein. Bis Ende des Jahres peilt man die Fusion mit Zappn an – unter welchem Namen, steht laut Breitenecker derzeit allerdings noch nicht fest. Ziel ist es, alle Sender auf einer Plattform zu vereinen – private wie öffentlich-rechtliche.

Pop-up-Kanäle

Zudem gibt es in Zappn jetzt schon sogenannte Pop-up-Kanäle, die zu speziellen Themen eingerichtet werden können. Aktuell ist das der Nachrichtenkanal Puls 24. In weiterer Folge wird die derzeit gratis verfügbare App um kostenpflichtige Premium-Inhalte erweitert: Eine Zusammenarbeit mit Discovery umfasst den Eurosport-Player und somit etwa Spiele der Deutschen Bundesliga, zudem will man fünf Eigenproduktionen exklusiv anbieten (darunter Serien wie "Jerks" und "Läusemütter"), und auch der Streaming-Anbieter Maxdome soll künftig verfügbar sein.

Zappn respektive der künftige Zusammenschluss mit Joyn richtet sich natürlich auch gegen internationale Angebote wie Netflix oder Amazon Prime. "Es geht darum, sich gegen diese Silicon-Valley-Giganten gut aufzustellen und eine möglichst starke Position in Europa aufzubauen", meinte Breitenecker. Und dafür setzt man eben auf eine Mischform aus Gratis-Content sowie Bezahlinhalte. Während für die Sender der ProSiebenSat.1 PULS 4-Gruppe übrigens auch eine Mediathek vorhanden ist, gibt es für die öffentlich-rechtlichen Sender nur das lineare Live-Streaming – dafür mit dem größten Teil der Inhalte. (red/APA, 29.5. 2019)