Die Gras jubeln über den zweiten Platz.

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Ein erstes Aufatmen gab es bei der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) am Mittwoch bereits kurz nachdem die letzten Wahllokale geschlossen hatten. Das aktuelle Vorsitzteam der ÖH-Bundesvertretung feierte eine "Trendwende": Die Wahlbeteiligung stieg im Vergleich zu den Wahlen 2017; der Zuwachs von 1,3 Prozentpunkten auf 25,8 Prozent lies die ÖH-Funktionäre frohlocken. Nüchterner reagierte Bildungsminister Heinz Faßmann: "Das ist eine gute Zahl – verglichen zu 2017. Aber wir können uns nach oben hin weiterentwickeln." Bei der vergangenen Wahl erreichte das Interesse mit nur 24,5 Prozent ein historisches Tief.

Ein zweites Mal konnte die ÖH-Spitze aufatmen, nachdem die Ergebnisse der ersten großen Hochschulen eingetrudelt sind. Die linke Koalition der vergangenen zwei Jahre, bestehend aus dem Verband Sozialistischer Studierender (VSStÖ), den Grünen und Alternativen StudentInnen (Gras) sowie den Fachschaftslisten (Flö), wird auch in den kommenden zwei Jahren mit zusammen 31 Mandaten eine Mehrheit im 55-köpfigen Studierendenparlament stellen.

Die Stimmen- und Mandatsverteilung der ÖH-Wahl.
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Die Aktionsgemeinschaft (AG), die wie in den vergangenen Jahren auf dem ersten Platz landete, wird trotz 26,9 Prozent Stimmenanteil wohl wieder nicht in die Exekutive der Bundesvertretung einziehen. Denn die großen Gewinner, die Gras, erklärten bereits im Vorfeld, sich für eine Fortführung der "linken Exekutive" stark zu machen.

Trotzdem ließ sich AG-Spitzenkandidat Dominik Ramusch nicht unterkriegen: "Wir halten uns stabil." In den kommenden Tagen gelte es, die durchwachsenen Ergebnisse der AG an den einzelnen Hochschulen zu analysieren. Einen Anspruch auf den ÖH-Vorsitz sieht Ramusch als stimmenstärkste Fraktion nicht. "Wir werden Gespräche führen und sind offen für jede Koalition, die mit uns den Alltag der Studierenden verbessern will."

Ökologie und Nachhaltigkeit punkten

Das grüne Plus von 7,1 Prozentpunkten erklärte Spitzenkandidatin Adrijana Novakovic mit dem Interesse der Studierenden am Thema "Ökologie und Nachhaltigkeit". Auch für ihre Mitstreiterin Dietlinde Oberklammer war dies zentral für den Erfolg ihrer Fraktion, die es mit 22,7 Prozent geschafft hat, den roten VSStÖ von Platz zwei zu verdrängen. "Die Studierenden wissen, dass die Klimakrise da ist. Und, dass die Hochschulen einen Beitrag leisten können." Wer von der grünen Doppelspitze in den Vorsitz der Bundesvertretung einzieht sei bis jetzt noch nicht geklärt und sowieso "egal", sagte Listenerste Oberklammer.

Die größten Verluste musste hingegen die Flö einstecken. Das Minus von 4,3 Prozentpunkten und den Verlust von drei Mandaten spielte Spitzenkandidat Desmond Grossmann herunter. "Egal, ob ein oder zehn Mandate, mir ist es wichtig, die Studierenden in den Mittelpunkt zu stellen und zu vertreten", sagte der Flö-Kandidat. Auf die falschen Themen will Grossmann im Wahlkampf nicht gesetzt haben. Doch: "Vielleicht kommen andere Themen einfach besser an, das muss man auch im Kontext der jetzigen innenpolitischen Krise sehen."

Negativ fiel auch die Bilanz der Jungen Liberalen Studierenden (Junos) aus. Sie fielen von 12,6 auf 10,3 Prozent. "Wir hatten vor zwei Jahren das beste liberale Ergebnis, das je eine Organisation in Österreich einfahren konnte. Es freut uns, dass wir wieder zweistellig sind", betonte der pinke Kandidat Nino Rohrmoser. Auch er führte den Verlust auf die Bedingungen im Wahlkampf, die fast zeitgleichen EU-Wahlen und die Regierungskrise zurück, die der ÖH-Wahl die Show gestohlen haben.

Erst feiern, dann verhandeln

Der rote VSStÖ will erst feiern und ab kommender Woche verhandeln. Das leichte Plus von 1,9 Prozentpunkten zeige, dass man sehr viel Arbeit in den Wahlkampf gesteckt habe. Die Mutterpartei könne sich vom VSStÖ da "einiges abschauen", sagte Dora Jandl in Richtung SPÖ.

Auf eine Fraktion muss die ÖH-Bundesvertretung bei ihren Sitzungen künftig verzichten: Die Spaßfraktion No Ma‘am flog aus dem Studierendenparlament. Die beiden kommunistischen Listen stagnierten ebenso wie der blaue Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) bei einem Mandat. (Oona Kroisleitner, Selina Thaler, 30.5.2019)