Wolfgang Peschorn bei der Angelobung mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

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Auch die feine Klinge eines Meisters der geschliffenen Worte kann manchmal stumpf werden: "Weicheier", schimpfte Wolfgang Peschorn Mitte Dezember 2009, als er mit der bayerischen Gegenseite um eine Lösung für die Hypo Alpe Adria rang. Der Präsident der Finanzprokuratur hatte immer wieder auf die Knackpunkte hingewiesen, die es im Falle einer Verstaatlichung der Kärntner Skandalbank zu beachten gelte, um nicht die Katze im Sack zu kaufen. Doch das Verhandlerteam unter Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) schlug die Warnungen in den Wind – und übernahm die Hypo ohne Begrenzung der Risiken.

Später musste Peschorn, der am Montag zum Innenminister ernannt wurde, die Suppe selbst auslöffeln. Als Leiter der CSI Hypo oblag ihm die Aufarbeitung des Hypo-Debakels, die er ziemlich wörtlich nahm. Er legte sich laufend mit Bankchef Gottwald Kranebitter an, der durch die Ermittlungen und Rechtsstreitigkeiten mit Kreditnehmern bei der Geschäftsführung massiv eingeschränkt wurde. Peschorn lege mit seinen umfangreichen Ermittlungen die Bank lahm, lautete der Vorwurf des Managements. Worauf der damalige Anwalt der Republik den Vorstand schriftlich davon informierte, dass sein Vertrauen in die Bereitschaft zur Aufarbeitung der Altlasten "schwer beschädigt" sei.

Hart gegen Airbus

Feine Klinge hin oder her: Wenn es um die Durchsetzung seiner Anliegen gehe, kenne Peschorn kein Pardon, meinen Personen aus seinem Arbeitsumfeld. Diese Erfahrung hat auch Airbus rund um die Auseinandersetzung wegen der Eurofighter-Anschaffung durch die Republik gemacht. Österreich sei bei dem Deal betrogen worden, gab er zu Protokoll. Und verabreichte bei der Gelegenheit auch der Justiz ein paar Nadelstiche wegen des schleppenden Verfahrens: "Ich glaube, dass man rasch ermitteln kann und mehr als vier Personen in zwei Jahren vernehmen kann, wie das in der Vergangenheit der Fall war", sagte er heuer im U-Ausschuss.

Anwalt der Steuerzahler

Der Jurist ist schon seit 1991 in der Finanzprokuratur tätig, die sich als Anwalt der Steuerzahler und Rechtsbeistand der Republik versteht. 2006, unter Finanzminister Karl-Heinz Grasser, schaffte der Grazer den Sprung an die Spitze der Institution. In dieser Funktion hat sich Peschorn viele Feinde gemacht und sich selbst fast um seinen Job gebracht. 2014 pfiffen die Spatzen von den Dächern, dass er als Chef der Finanzprokuratur bald Geschichte sei. Es kam anders. Jetzt schaffte er sogar den Aufstieg in die Übergangsregierung und erhielt eines der wichtigsten Ressorts.

Klarinettist Peschorn gibt nun im Innenministerium den Takt an.
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Privat ist über den 53-jährigen, geschiedenen Vater dreier Töchter weniger bekannt. Als ausgebildeter Klarinettist begeistert sich Peschorn klarerweise für Musik und leitete das Orchester Wiener Akademische Philharmonie. Für die Klangwelt dürfte er künftig weniger Zeit haben, gilt es doch, den Taktstock im weniger harmonischen Innenministerium zu schwingen. Seine CSI-Erfahrungen könnten dabei hilfreich sein, ist doch das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung nur eine von mehreren aufklärungswürdigen Causen in dem Ressort. Peschorns Aufgabe wird es sein, Licht ins Dunkel des bis vor kurzem von Herbert Kickl (FPÖ) geleiteten Ministeriums zu bringen. (Andreas Schnauder, 3.6.2019)