Foto: APA/ERWIN SCHERIAU
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PRO: Rapid, Melonen und Ribiseln

Von Fritz Neumann

Fadesse pur! Das ist das Hauptargument der Gegner der Bundesliga-Reform, um nicht zu sagen, es ist das einzige Argument. Und: Auch da ist nichts dran. Weil sich ja immer die Frage stellt, was die Alternative gewesen wäre.

Ohne Punkteteilung wäre Salzburg noch viel früher als Meister festgestanden. Ohne Punkteteilung wäre auch der Abstiegskampf viel früher entschieden gewesen. Dass Rapid ohne Punkteteilung Dritter geworden wäre, behauptet freilich allein der Rapid-Trainer. In der Didi-Tabelle sind Punkte gegen Altach oder Innsbruck gleich viel wert wie Punkte gegen Salzburg oder den LASK.

Die gefühlte Fadesse ist allein darauf zurückzuführen, dass Österreichs aufregendster Verein, eben Rapid, die Meisterrunde verpasst hatte. Das hat alle Vereine letztlich Einnahmen gekostet, schließlich kommen gegen Salzburg oder Sturm mehr Rapid-Fans als gegen Altach oder Mattersburg. Grazer oder Salzburger Heimspiele gegen Rapid wiederum sind, weil spannender, besser besucht als Partien gegen St. Pölten oder den WAC.

Doch obwohl man die Rechnung gewissermaßen ohne Rapid machen musste, ist der Zuseherschnitt der Bundesliga im Vergleich zur Vorsaison praktisch gleich geblieben. Soll heißen: Wenn Rapid – hoffentlich bald einmal – oben mitspielt, wird sich vieles zum Besseren wenden. Und vielleicht wird es demnächst nicht nur bis zur, sondern auch nach der Punkteteilung spannend. Der LASK war schon heuer kurz einmal immerhin knapp dran, zu Serienmeister Salzburg hinzuschnuppern.

Manche meinen, es wäre ungerecht, wenn ein Verein, der über weite Strecken der Saison souverän agierte, am Ende alles verspielen kann. Sie vergessen, dass Sport in erster Linie unterhalten soll. Diesbezüglich gibt Eishockey kein schlechtes Beispiel ab. Da kann der Siebente oder Achte nach dem Grunddurchgang gut und gerne noch den Titel holen. Sollte Rapid wieder und wieder die Meisterrunde verpassen, kann man ja dieses Regulativ ins Auge fassen. Dann wäre auch der Rapid-Trainer nicht mehr gezwungen, Melonen und Ribiseln in einen Korb zu werfen. (Fritz Neumann, 4.6.2019)

KONTRA: Denkt denn niemand an die Kleinen?

Von Philip Bauer

Der Achte der Bundesliga bekommt seine Chance auf den Europacup, der Sechste nicht? Hallo? Logik? Warum nicht gleich würfeln oder Mikado spielen? Das wäre sportlich genauso wertvoll. Zumal der Achte sich lediglich mit der zweiten Klasse misst, während der Sechste Red Bull Salzburg vorgesetzt bekommt. Spannung gut und schön, das Kerngeschäft der Bundesliga heißt aber Sport. Und der verlangt Fairness, wenn er ernst genommen werden will. Wer ein Glücksspiel bevorzugt, darf sich der Lottoziehung widmen.

Es ist ein falsches Spiel. Man hält den Zwutschkis eine Karotte vor die Nase. Sie dürfen ein bisschen von der Europa-League-Hymne träumen, um sich so von der Trostlosigkeit der Qualifikationsgruppe abzulenken. Denn in Wahrheit geht es dort unten nicht ums internationale Geschäft, es geht gegen den Abstieg. Und dieser Kampf findet nunmehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Mattersburg hat mehr als 16 Prozent seiner Zuseher verloren, Rapid schreibt ein Minus von zwölf Prozent, bei Altach steppt auch nicht der Bär. Tolle Reform.

Wundern darf man sich nicht. Nur hartgesottene Fans haben ein Faible für die unfeine Klinge. Die Mehrheit bevorzugt es, ab und zu Mannschaften à la Salzburg auf die Beine zu sehen. Hochwertigen Fußball kennt man sonst nur aus dem Fernsehen. Es muss nicht immer Holzhackerbrot sein, man darf sich zwischendurch einen Shrimpscocktail gönnen. Das ist nicht verwerflich. Wäre Publikumsmagnet Rapid Wien nicht in die Qualifikationsgruppe gerutscht, wäre dieser Teil der Meisterschaft völlig unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit durchgerutscht.

Im kommenden Jahr wird es in der Qualifikationsgruppe noch düsterer zugehen. Als hätte Michael Haneke den Fußball inszeniert. Rapid wird kein weiteres Mal den Keller beehren. So blöd kann man sich kein zweites Mal anstellen. Neben Aufsteiger Wattens wirkt die Admira wie der Liebling der Nation. Die Liga hat eine Zweiklassengesellschaft geschaffen. Das ist im Fußball genauso asozial wie im Krankenhaus oder in der Bildung. Denkt denn heutzutage keiner an die Kleinen? Offensichtlich nicht. (Philip Bauer, 4.6.2019)