Die Untergrundarbeiten in der Rotenturmstraße sind abgeschlossen. Nun geht es an die Neugestaltung der Oberfläche. Es kommen Bäume, Brunnen, Sitzgelegenheiten. Dafür verschwinden Parkplätze.

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Mit dem Wiener Wirtschaftskammer-Chef Walter Ruck (links) und Dompfarrer Toni Faber (rechts) eröffnete Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou offiziell die Baustelle auf der Rotenturmstraße.

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Wien – Es war der letzte offizielle Spatenstich, den Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) am Mittwoch in ihrer Funktion als Planungsstadträtin absolvierte – und gleichzeitig der Startschuss für die Umgestaltung der Rotenturmstraße in der Innenstadt zur Begegnungszone. Wobei: Die ersten Arbeiten haben längst begonnen, die Straße wurde bereits im April gesperrt und aufgerissen, um notwendige Rohrverlegungen durchzuführen.

Unter den Augen einiger Zaungäste und Passanten, allerdings ohne City-Chef Markus Figl (ÖVP), warf Vassilakou also eine Schaufel voll Sand über die Baustelle und ließ diese von Dompfarrer Toni Faber feierlich segnen. Statt des Bezirksvorstehers kam seine Stellvertreterin Mireille Ngosso (SPÖ), die hat nämlich im Gegensatz zu Figl kein Problem mit dem Umbau.

Kritik von City-Chef

Für Figl gibt es vor allem ein Problem: Durch die Umgestaltung der Rotenturmstraße würden massiv Parkplätze wegfallen, betonte Figl in einer Aussendung. Für den ersten Bezirk sei das "keine Option", denn "eine lebendige, bewohnte Innenstadt beinhaltet nicht nur Fußgänger und Touristen, sondern vor allem auch Bewohner". So würden laut Bezirk nach der Umgestaltung keine Abstellmöglichkeiten "außer für Ladezwecke und für Taxis" mehr existieren.

"Es muss eine leistbare Auffanglösung für den Wegfall von mehr als 40 Stellplätzen geben, um den geplanten Verdrängungseffekt zu minimieren", fordert Figl. "Noch-Vizebürgermeisterin Vassilakou versucht vor ihrem Abgang mit dem Spatenstich der Rotenturmstraße noch husch, pfusch eines ihrer ideologischen Ziele umzusetzen."

Vassilakou weist die Kritik zurück: "Mir erschließt sich nicht der Nachteil, wenn ich zügig und engagiert meine Arbeit mache. Hätte ich das nicht gemacht, dann hätten wir auch nicht die Leistungsbilanz, die wir jetzt haben." Sie spielt den Ball zurück: Man hätte sich nicht nur Zeit und Geld sparen können, wäre man beim Umbau der Rotenturmstraße auch gleich den ersten Abschnitt der Neugestaltung des Schwedenplatzes angegangen; auch Anrainern hätte eine gemeinsame Bauphase Unanehmlichkeiten erspart. Nun müssten diese später erneut eine Baustelle aushalten, wenn der Übergang von Einkaufsstraße und Schwedenplatz erneuert wird.

Mehr Lebensqualität für Bezirk

Die Kritik Figls, der erste Bezirk sei zu wenig eingebunden worden, nimmt Vassilakou "zur Kenntnis". Allerdings sei nicht nur die Bezirksvertretung eingebunden gewesen, auch die Anrainer seien zu ihren Wünschen befragt worden. Die Umgestaltung sei das Resultat, sagt Vassilakou. "Es wird – wie gewünscht – mehr Bäume geben, die Schatten spenden, mehr Wasser und mehr Sitzgelegenheiten. Durch die Umgestaltung kehrt auch Ruhe ein. Das ist gerade für die City wichtig."

Geplant ist, dass die Rotenturmstraße künftig auf einem Niveau liegt. Es wird also keinen Unterschied zwischen Fahrbahn und Gehsteig mehr geben. Die Fläche wird mit Granitsteinen gepflastert, nur ein Fahrstreifen wird betoniert. Entlang des rund 400 Meter langen Straßenstücks werden 16 Bäume gepflanzt.

Auch die rote Bezirksvize Ngosso zeigt sich über die Umgestaltung erfreut. "Die Lebensqualität steigt für alle. Die zehntausenden Passanten, die jeden Tag durch die Rotenturmstraße gehen, aber auch für diejenigen, die hier wohnen", sagt sie. Dass durch die Neugestaltung 40 Parkplätze verschwinden, sei in Ordnung, es gebe ausreichend Ersatzparkplätze in den umliegenden Straßen und Gassen. Auf der Rotenturmstraße selbst wird es nur noch 14 Taxiplätze und zehn Lieferplätze geben. Kosten soll der Umbau elf Millionen Euro, drei Millionen davon gehen auf das Konto von Privaten.

Für den Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Ruck überwiegen die positiven Argumente. Etwa dass bis dato der Zulieferverkehr es sehr sehr schwierig gehabt habe, weil alles "zugeparkt" gewesen sei. "Jetzt ist das nicht mehr der Fall." Zudem führe die Umgestaltung zu einer längeren Verweildauer und mehr Laufkundschaft für die Unternehmen. Durch den frühen Baustart seien die Arbeiten auch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft abgeschlossen.

Umleitung für Verkehr

Autos dürfen künftig weiterhin durch die Einbahn zum Schwedenplatz fahren. Es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h. Radfahrer dürfen in der neuen Begegnungszone vom Schwedenplatz bis zum Lichtensteg auch gegen die Einbahn fahren. (Oona Kroisleitner, 5.6.2019)