Upmove und die Kuchler Bikeszene laden am Donnerstag zur Trutzpartie in Richtung der für Radfahrer gesperrten Nesslangeralm.

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Die Nesslangeralm ist für Mountainbiker schon das zweite Jahr in Folge tabu. Grund dafür ist ein Streit unter den Genossenschaftern.

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Kuchl – Das Angebot an legalen Mountainbikerouten war seit jeher bescheiden bis nicht vorhanden. Doch seit dem Vorjahr hat sich die Situation für Biker in Kuchl weiter verschärft. Grund dafür ist ein Streit unter den 21 Mitgliedern der Weggenossenschaft Wengeralm. Der führte nämlich dazu, dass der Forstweg auf die Nesslangeralm, wo man Radfahrer bis dahin duldete, zur No-Go-Area wurde. Wer ihn dennoch benutzt, riskiert eine Besitzstörungsklage.

Für die lokale Radszene besonders bitter: Der besagte Forstweg führt nicht nur zur Nesslangeralm, sondern stellt auch die einzig mögliche Verbindung zu offiziellen Mountainbikerouten am Dürnberg im Gebiet der Bundesforste dar. David Schäffler, Mountainbike-Guide aus Kuchl, beklagt, dass durch das rigide Fahrverbot eine Sackgasse entstehe und man Gefahr laufe, die wenigen offiziellen Strecken zu verlieren, wenn sie nicht mehr erreichbar und somit nicht mehr förderwürdig sind.

Die Situation in Salzburg zeige für ihn zweierlei: Einmal, dass der Werbeslogan "You like it? Bike it!" der Österreich Werbung angesichts der Realität in den heimischen Wäldern blanker Hohn ist. Wer dieser Aufforderung als Gast oder Einheimischer Folge leistet, riskiert kostspielige Klagen. In Kuchl musste im Vorjahr sogar ein Radverleiher aufgeben, weil Touristen wegen Schwierigkeiten mit Fahrverboten die Region immer öfter mieden und ihm so das Geschäft zerstört wurde, wie die Salzburger Nachrichten berichteten.

Gesetzesänderung als einzige Lösung

Der Fall Nesslangeralm beweise zudem, dass es in Österreich einer Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen brauche, erklärt Schäffler. Denn hierzulande gilt ein grundsätzliches Fahrverbot für Mountainbiker auf allen Forst- und Wanderwegen. Die oft beschworene Lösung in Form von Verträgen mit einzelnen Grundeigentümern greife zu kurz, wenn sich diese uneinig sind wie im Fall Kuchl.

Dort ist der Hintergrund des Fahrverbots, dass einige Mitglieder der Weggenossenschaft mit dem Hüttenwirt auf der Nesslangeralm, der ebenfalls Genossenschafter ist, im Clinch liegen. Indem sie nun das Biken am Forstweg auf die Alm verbieten, schaden sie dem Hüttenwirt. "Es geht dabei nur um drei, vier Personen. Den anderen wäre das egal. Aber für eine Erlaubnis braucht es in der Genossenschaft Einstimmigkeit", erklärt Schäffler die vertrackte Situation.

Genossenschafter schalten auf stur

Dass es keine Frage des Geldes oder der Haftung ist, beweise der Umstand, dass man der Genossenschaft sogar eine Vertragslösung im Rahmen des Mountainbikemodells des Landes angeboten hatte, wodurch die Eigentümer für die Nutzung ein Entgelt erhielten und zudem von jeglicher Haftung befreit wären. Sie lehnten dennoch ab.

Die Radfahrer wollen sich das Verbot aber nicht länger gefallen lassen. Immerhin wurde besagter Forstweg auch mit öffentlichen Geldern gefördert, so Schäffler. Daher planen sie am Donnerstagabend in Kuchl zusammen mit dem Mountainbikeverein Upmove eine sogenannte Trutzpartie. Upmove kämpft seit Jahren für eine Änderung des Forstgesetzes in Österreich und veranstaltete immer wieder Proteste in Form von Trutzpartien.

Klagsdrohung auch gegen Trutzpartie

Dabei versammeln sich Mountainbiker und schieben ihre Räder auf der verbotenen Strecke. Denn das ist erlaubt. Im Fall von Kuchl wird aber auch die Trutzpartie kürzer ausfallen müssen. Denn streitbare Mitglieder der Weggenossenschaft haben Wind von dem Protest bekommen. Und weil die Zufahrt zum Forstweg auf die Nesslangeralm ein Privatweg ist, der nicht unter das Forstgesetz fällt, wurde den Demoteilnehmern vorab untersagt, diesen auch nur als Spaziergänger zu Erholungszwecken zu benutzen.

Man werde das akzeptieren, so die Organisatoren der Demo, um sich keine Klage einzuhandeln. Allerdings wird die Trutzpartie nun eben durchs Siedlungsgebiet führen, wo auch jene Genossenschafter wohnen, die den Kuchler Mountainbikern seit zwei Jahren das Leben schwermachen.

Wer bei diesem Spaziergang mit Gleichgesinnten dabei sein und die Kuchler Bikeszene bei ihrem Protest unterstützen will, hier die Eckdaten zur Aktion: Treffpunkt ist am Donnerstag, dem 6. Juni, um 18 Uhr in der Unterweißenbachstraße in Kuchl. Parkmöglichkeiten gleich in der Nähe bietet der Bahnhof Kuchl. (Steffen Arora, 6.6.2019)