Die Android 10 Beta 4 auf einem Pixel 3 XL.

Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Entwicklung der nächsten Android-Generation schreitet flott voran: Mit der vierten Beta schließt Google die Feature-Entwicklung weitgehend ab, fortan sollen vor allem verbliebene Fehler bereinigt werden. Die aktuelle Beta bringt hingegen noch einmal kleinere funktionelle Anpassungen, optischen Feinschliff aber auch eine sehr interessante Neuerung "unter der Haube".

Feinschliff

Mit der Beta 4 verpasst Google dem Benachrichtigungssystem von Android weitere Änderungen, und das heißt nicht zuletzt, dass man auf die Kritik der Nutzer reagiert. So ist es nun erneut möglich, Notifications in beide Richtungen wegzuwischen. Zudem ist auch die Snooze-Funktion, mit der Benachrichtigungen gezielt für eine kurze Zeit ausgeblendet werden können, wieder zurück. Diese war mit der Beta 3 verlorengegangen.

Zudem wurden die zugehörigen Einstellungen überarbeitet, um sie übersichtlicher zu gestalten. Dabei wird nun auch klar farblich gekennzeichnet, welche Benachrichtigungskategorien eine hohe Priorität haben – und welche nicht. Überhaupt neu ist der Punkt "Adaptive Notifications: Ist dieser aktiviert, nimmt das System selbsttätig eine Priorisierung der Benachrichtigungen anhand des gelernten Nutzerverhaltens vor.

Bubbles

Etwas überraschend ist die Aufnahme einer weiteren Systemeinstellung: Jene "Bubbles", die Chat-Apps künftig nutzen können, um den Nutzern einen direkten Zugriff auf aktuelle Diskussionen zu geben, sind nun nämlich einfach zu aktivieren. Vor einigen Wochen hieß es noch, dass dieses System für Android 10 noch hinter einer verborgenen Entwicklereinstellung versteckt werden soll.

Gesichtserkennung

Nicht minder interessant ist die Aufnahme einer neuen Authentifizierungsart namens "Face Authentication". Mit aktuellen Geräten tut diese zwar noch nichts, es ist aber davon auszugehen, dass Google damit Face-ID-ähnliche Systeme zum biometrischen Entsperren unterstützen will. Weiter verfeinert wurde die mit der Beta 3 aufgenommene, neue Gestensteuerung. Neben dem Beseitigen einiger nerviger Bugs bedeutet dies nicht zuletzt, dass der Rotate-Knopf, der durch diese Umstellung verloren gegangen ist, nun wieder bei Bedarf angezeigt wird – nun aber jenseits der Systemnavigation.

Eine neue Berechtigungsgruppe gibt es in Android 10 unter dem Namen "Physical Activity". Hierüber können Apps Informationen darüber erhalten, ob die Nutzer gerade gehen, laufen oder auch mit dem Auto fahren. Mit der Beta 4 zählen hierzu nun auch Informationen über die Anzahl der Schritte, die ein Nutzer zurücklegt.

Dynamic System Updates

Besonders für Entwickler und Bastler von Interesse ist eine andere Neuerung in der aktuellen Beta: Werden damit doch erstmals die neuen "Dynamic System Updates" (DSU) unterstützt. Darüber können alternative System-Images auf eine temporäre Partition am Smartphone gespeichert und anschließend direkt in diese gebootet werden kann.

Wer sich davon einen vollständigen Dual-Boot-Support, wie man es von PCs kennt, erwartet, dürfte aber enttäuscht werden. Das Ganze ist nämlich – zumindest vorerst – nur für Entwickler, die ihre Apps mit einer neuen Android-Generation testen wollen, oder auch für Hardwarehersteller, die sehen wollen, ob ihr Gerät mit einem unveränderten Android bootet, gedacht. Entsprechend müssen solche Images entweder von Google oder vom jeweiligen Hardwarehersteller signiert sein. Aktuell gibt es auch bloß von Google selbst solche Images, die allesamt direkt aus dem Android Open Source Project erstellt wurden. Google-eigene Apps oder gar ein Play Store finden sich hier also nicht.

Zudem gibt es für DSU auch diverse technische Anforderungen wie die Unterstützung von dynamischen Partitionen – was bisher aber nur Googles eigene Geräte erfüllen. Mit Android 10 – beziehungsweise damit von Haus aus ausgelieferten Geräten – soll all dies aber den Herstellern fix vorgeschrieben werden, womit langfristig solche Images auf allen Android-Smartphones funktionieren sollten. Derzeit klappt das Ganze aber lediglich mit dem Pixel 3 und dem Pixel 3 XL.

Finale APIs

Die Freigabe der Beta 4 stellt einen wichtigen Punkt in der Entwicklung von Android 10 dar. Sieht man nun doch die Programmierschnittstellen (APIs) als final an, sie werden sich also bis zur stabilen Version nicht mehr ändern. Damit geht auch einher, dass der Play Store nun Apps, die auf Android 10 (API Level 29) abzielen, akzeptiert. Insofern fordert Google auch App-Entwickler auf, bald ihre Apps mit der neuen Softwaregeneration zu testen, und im besten Fall auch gleich an diese anzupassen.

Update

Die Android 10 Beta 4 steht für Googles eigene Pixel-Smartphones sowie einzelne Geräte anderer Hersteller zum Download. Neu im Programm ist dabei das Pixel 3a, zurückgekehrt ist Huaweis Mate 20 Pro, das nach den Auseinandersetzung mit der US-Regierung vorübergehend aus dem Programm geworfen wurde. Wer die neue Beta für Googles Geräte haben will, muss sie übrigens derzeit manuell aufspielen. Der Grund dafür: Google hat das am Mittwochabend ausgelieferte Update wieder zurückgezogen, nachdem dies bei manchen Testern zu Bootproblemen geführt hat. Wann die Auslieferung wieder aufgenommen wird, ist derzeit noch unklar. (Andreas Proschofsky, 6.6.2019)