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Am Strand von Magaluf: Sind die Zeiten des Massentourismus auf Mallorca vorbei?

Foto: Getty Images/David Ramos

Jahrelang war die Baleareninsel Mallorca so etwas wie ein Negativbeispiel – Stichwort "Overtourism". Nun scheint man sich auf der liebsten Urlaubsinsel unserer deutschen Nachbarn tatsächlich Sorgen zu machen, dass die Touristen ausbleiben. Denn obwohl die Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius liegen, zittern Hoteliers, Reiseveranstalter, Restaurantbesitzer und auch die Chefs der Tourismusbehörden.

Grund dafür ist ein Blick auf die Buchungszahlen für die laufende Sommersaison: "Wir hatten für diese Saison zwar einen Rückgang erwartet, aber niemals den Einbruch, den wir zurzeit erleben", hat diese Woche ein Sprecher der Hoteliers der spanischen Insel der Zeitung "Ultima Hora" gesagt.

Vor allem die Deutschen machen derzeit einen großen Bogen um "Malle". Sogar auf dem "Ballermann", der Partymeile an der Playa de Palma östlich der Inselhauptstadt, wo man oft praktisch nur auf Deutsch reden (und singen und grölen) hört, ist das zu spüren. Der sogenannte Sauftourismus sorge zwar an den Wochenenden und an den Feiertagen weiterhin für volle Häuser, sagte ein Sprecher der Hoteliers der Playa. Aber andere, "ruhigere" Touristen, die länger bleiben und oft mehr Geld auf der Insel ausgeben, fahren inzwischen offensichtlich woanders hin. "Im Juni wird die Auslastung nur bei 50 bis 60 Prozent liegen", sagt der Sprecher. Das sind bis zu 15 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Auch Briten lassen aus

Aber nicht nur am "Ballermann", auch in anderen Inselteilen vermisst man die Touristen. So zum Beispiel in Magaluf westlich von Palma. Die "Briten-Hochburg" meldet bisher einen Rückgang von rund sechs Prozent bei ihren wichtigsten Kunden. "Bei den Deutschen ist der Schwund aber noch größer, rund 12 bis 13 Prozent", erläutert der Chef des Hotelverbandes der Region Calvia, Mauricio Carballeda. Für Juli und August befürchte man einen noch stärkeren Rückgang.

Doch wieso bleiben die Touristen nach einer Serie von Rekordjahren plötzlich weg? Schuld sind der Brexit und auch und vor allem das Erstarken der Tourismusregionen im östlichen Mittelmeer, etwa in der Türkei. In manch einem mallorquinischen Hotel sollen die Ausgaben in dieser Hochsaison über den Einnahmen liegen.

Selbst Rabatte von bis zu 40 Prozent konnten die Tendenz bisher nicht umkehren. Konkurrenzdestinationen wie die Türkei, Ägypten und Tunesien haben noch bessere Angebote. Von einem "Preiskrieg" ist auf Mallorca die Rede. Der CEO der Thomas-Cook-Gruppe, Peter Fankhauser, flog Anfang des Monats auf die Insel, um die Hoteliers zu noch stärkeren Preisnachlässen aufzurufen. Die Konkurrenz im östlichen Mittelmeer biete zum Teil "mehr Qualität" für weniger Geld an. Carabellada warnt aber vor "Panikmaßnahmen". "Das wäre für viele (auf Mallorca) Selbstmord", warnt er. Man müsse die Touristen über die Qualität des Angebots zurückgewinnen. (APA, dpa, red, 12.6.2019)