Ob sich in den nächsten Jahren ein Windrad in Salzburg drehen wird, hängt maßgeblich vom Beschluss der Lungauer ab.

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Salzburg – Der Samstag wird zu einem entscheidenden Tag für die Zukunft der erneuerbaren Energie im Land Salzburg. Denn die Lungauer Gemeindevertreter stimmen am Welttag des Windes ab, ob in Zukunft Windräder im gesamten Bezirk Tamsweg errichtet werden dürfen. Diese Entscheidung soll ins regionale Entwicklungsprogramm aufgenommen werden und dann für 15 Jahre rechtlich bindend sein.

"Schauen wir mal", sagt der sonst recht optimistische Umwelt- und Energielandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne). "Ich erwarte mir eine mutige Entscheidung." Die Klima- und Energiestrategie des Landes sah 20 Windräder bis 2020 vor. Davon ist das Land Salzburg weit entfernt. Kein einziges Großwindrad erzeugt im Bundesland bislang Strom. Der Zonenplan für Windenergie, der vom Land ermittelt wurde, zeigt, dass die ertragreichen Standorte im Wesentlichen im Lungau sind. 71 Prozent der Lungauer befürworten laut einer Umfrage der IG Windkraft den Windkraftausbau in ihrem Bundesland.

Anlass für die Abstimmung war ein Windkraftprojekt in Weißpriach auf dem Fanningberg. In dem Skigebiet sollten acht Windräder entstehen. Der Aufschrei war, wie schon bei anderen geplanten Windprojekten, groß. Die Tourismuswirtschaft warnte vor Verschandelung der Landschaft, eine Bürgerinitiative und die Kronen Zeitung stellten sich gegen das Projekt, und auch der Lungauer Alpenverein machte gegen die Windräder mobil.

Grundsatzentscheidung

Das Kuriose: Die Gemeinde Weißpriach selbst war für den Windpark und hat auch bereits die raumordnungsrechtlichen Grundlagen für eine Genehmigung geschaffen. Doch die Nachbargemeinden störten sich an den geplanten Windrädern, die 16.000 Haushalte mit Strom versorgt hätten. Der Lungauer Regionalverband entschied daraufhin, die Gemeinderäte über die Windräder abstimmen zu lassen. Der Betreiber zog sein Projekt aufgrund des eisigen Gegenwinds aber vorzeitig zurück. Die Abstimmung wollte der Regionalverband trotzdem durchführen, als Grundsatzentscheidung sozusagen.

Am Samstag wird vor der Abstimmung noch eine vierstündige Informations- und Diskussionsveranstaltung stattfinden. Experten werden vor den Gemeindevertretern sprechen und auch Fragen beantworten. Danach teilen sich die Anwesenden auf und gehen je Gemeinde in einen eigenen Raum, um sich zu beraten. Dort wird dann auf Gemeindeebene abgestimmt. Die Gemeinderäte erteilen dem Bürgermeister dann ein Mandat. Die 15 Ortschefs stimmen zu Mittag schließlich in einer Regionalverbandssitzung ab, wie es mit der Windenergie im Lungau weitergehen wird.

"Es wird ein klares politisches Statement im Lungau geben, das dann ein Gewicht hat Richtung Salzburg und für zukünftige Projekte", sagt der Obmann des Regionalverbands und Bürgermeister von St. Michael, Manfred Sampl von der ÖVP. Die genaue Vorgehensweise nach der Entscheidung werde dann mit dem Land abgesprochen, sagt Sampl. Ziel sei es jedenfalls, diese im regionalen Entwicklungsprogramm zu verankern.

Vorbild Munderfing

Das Energiereferat des Landes hat in der Vorwoche noch alle Lungauer Gemeindevertreter zur zusätzlichen Information in den Windpark Munderfing in Oberösterreich eingeladen. "Auch dort war die Bevölkerung ursprünglich skeptisch, und nun sind alle happy", erklärt Schellhorn. Von den insgesamt 190 Gemeinderäten fuhren 14 mit. Dass sich nur so wenige ein realisiertes Projekt ansehen wollten, ärgert den Energielandesrat nicht. "Das war keine Klassenfahrt, sondern ein Angebot", sagt Schellhorn. Zumindest seien fünf Bürgermeister dabei gewesen.

Besonders die Grünen im Land haben immer wieder versucht, mit politischen Vorstößen die Errichtung von Windrädern zu erleichtern. Unter grüner Ressortleitung sollten Eignungs- und Vorrangflächen im Landesentwicklungsprogramm verankert werden, um die Bürgermeister zu entlasten. Seit Josef Schwaiger (ÖVP) für die Raumordnung zuständig ist, ist der Plan wieder verworfen worden. Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) macht keinen Hehl daraus, dass die Ansichten innerhalb der Landesregierung auseinandergehen: "Wir haben bei der Windkraft eine unterschiedliche Gewichtung." (Stefanie Ruep, 14.6.2019)