Philippa Strache soll in den Nationalrat einziehen. Die Familie Strache bleibt der FPÖ erhalten.

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Ohne Strache kann die FPÖ offenbar nicht leben: Da Heinz-Christian Strache dank seiner "besoffenen Geschichte", also gefilmter Korruptionsfantasien auf Ibiza, vorerst ausfällt, muss nun seine Ehefrau Philippa Strache in den Ring steigen. Das ist ein Postenschacher um Mandate, der für das Image von Partei und Politik alles andere als positiv ist und unangenehm an das Gebaren der Liste Jetzt von Peter Pilz erinnert.

Man sieht, dass es FPÖ-Chef Norbert Hofer viel wert war, seinen Vorgänger aus dem Nationalratswahlkampf herauszuhalten. Das war wiederum nur möglich, wenn dieser auf sein EU-Mandat verzichtete. "Von Küssel zu Brüssel", spotteten schon die ORF-Satiriker Maschek. Der Slogan hätte das Potenzial gehabt, Hofer immer wieder um die Ohren zu fliegen, durch Philippa Straches wahrscheinlichen Einzug in den Nationalrat wird ihr Ehemann wohl auf den Platz im EU-Parlament verzichten.

Man kann die FPÖ dafür schelten und sich darüber lustig machen, dass sie diesen Tauschhandel nötig hatte. Das sollte man jedoch von der Person Philippa Strache trennen. Spott über sie ist jetzt unangebracht. Strache ist keine "Quereinsteigerin": Sie hat langjährige Erfahrungen in der politischen Arbeit. Sie war Sekretärin im Parlamentsklub der SPÖ, anschließend war sie Pressesprecherin des Team Stronach. Sie kennt somit den parteipolitischen und den parlamentarischen Betrieb besser als manch andere Kandidaten und Kandidatinnen.

Strache hätte auch einer anderen Arbeit nachgehen oder sich ins Private zurückziehen können, sie engagierte sich jedoch nach ihrer Hochzeit als Tierschützerin und arbeitete im Social-Media-Team ihres Mannes mit. Sie kennt den politischen Betrieb, hat Ideale und ist engagiert: Das sind gute Voraussetzungen für die Arbeit als Parlamentarierin.

Verwandtschaft keine Ausnahme

Verwandtschaftsverhältnisse in der Politik sind außerdem beileibe kein Alleinstellungsmerkmal der FPÖ. In der SPÖ Wien gibt es Bezirksorganisationen, deren Leitung nach jahrzehntelanger Obmannschaft durch den Vater direkt an dessen Tochter weitergegeben wurde. Ein ÖVP-Vorsitzender war der Neffe des damals wohl wichtigsten Kopfes der Partei, nämlich des Landeshauptmanns von Niederösterreich. Und so weiter und so fort.

Das muss nicht zwingend schlecht sein, wachsen Kinder von Politikern naturgemäß in hochpolitischen Haushalten heran. Da liegt es auf der Hand, selbst aktiv zu werden. Für manche kann der "große Name" auch eine Bürde sein, gibt es doch bei jeder Nominierung die Frage, ob diese nicht nur aufgrund von Nepotismus zustande gekommen sei.

Gefährlich wird es jedoch, wenn das Dynastische die Oberhand gewinnt. Die zwei weiblichen Nachwuchshoffnungen der FPÖ sind nun Petra Steger, Tochter des ehemaligen Parteichefs Norbert Steger, und eben Philippa Strache, Ehefrau eines anderen einstigen Parteiobmanns. Das spricht nicht gegen die beiden Politikerinnen, sondern gegen die FPÖ – und illustriert, dass die Partei ein Problem hat, Frauen für ein Engagement zu gewinnen.

Der Frauenanteil im Parlamentsklub liegt bei 24 Prozent, damit ist die FPÖ klares Schlusslicht. Das ist kein Wunder, dominieren bei den Freiheitlichen doch die Burschenschafter. Da ist es bei all den hässlichen Bildern rund um die Ibiza-Affäre immerhin ein Gutes, dass ein weiterer alter Korporierter gegen eine junge Frau ausgetauscht wurde, die zeigen kann, dass sie das Zeug zur Politikerin hat. Diese Chance sollte man ihr geben. (Fabian Schmid, 14.6.2019)