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Nachdem Abschuss einer US-Drohne wächst die Kriegsgefahr, doch die Bevölkerung im Iran ist offenbar wenig besorgt.

Foto: Tasnim News Agency/Handout via REUTERS

Trotz der Spannungen zwischen dem Iran und den USA blieben die Reaktionen bei den Freitagsgebeten im Iran ruhig. Es folgten keine neuen Drohungen, nur die ständige Betonung der Stärke des Iran.

Wegen des Feiertags erschienen am Freitag keine Zeitungen, nur in den sozialen Medien wurde der Abschuss der Drohne diskutiert. Trotz aller bedrohlichen Nachrichten war in der Bevölkerung keine außergewöhnliche Spannung zu bemerken, fast so, als habe man sich inzwischen an schlechte Nachrichten und die gegenseitigen Drohungen zwischen dem Iran und den USA gewöhnt. Mehr Sorgen machen den Iranerinnen und Iranern die schlechte wirtschaftliche Situation, die hohe Inflationsrate und die steigende Arbeitslosigkeit.

In den staatlichen Medien kommen konservative Kommentatoren zu Wort und betonen, dass der Iran stark genug sei, sich im Falle eines Krieges zu behaupten. Der Abschuss der hochmodernen US-Drohne wird als Zeichen der Überlegenheit des Iran unterstrichen. Die Generäle der Revolutionsgarde sprechen in Interviews, von "militärischen Möglichkeiten", von denen der Iran noch nicht Gebrauch gemacht habe.

Gemäßigte verlieren Einfluss

Je mehr die Spannungen zwischen dem Iran und den USA steigen, desto stärker profitieren konservative Kräfte. Die gemäßigten politischen Gruppen vermeiden Kritik, sie haben in letzter Zeit immer mehr an Einfluss verloren.

Sogar Ex-Präsident Mohammed Khatami hat seine Sorge in Bezug auf die liberalen Kräfte geäußert: "Bei der nächsten Wahl können wir die Menschen nicht mehr auffordern, zu den Urnen zu gehen, wir haben an Glaubwürdigkeit verloren."

Eine militärische Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Iran würde die konservativen Kräfte weiter stärken. Derzeit werden Parallelen zum Iran-Irak-Krieg (1980-1988) deutlich, als unter dem Vorwand der inneren Sicherheit alle oppositionellen Kräfte mundtot gemacht wurden. Auf diese Karte setzen heute auch wieder die radikalen Konservativen. Die Bevölkerung scheint das noch in Erinnerung zu haben. (Amir Loghmany aus Teheran, 22.6.2019)