Die Umweltbilanz von Getränkedosen steht und fällt mit dem Recycling.

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Die Aludose polarisiert wie kaum eine andere Getränkeverpackung – PET-Flaschen einmal ausgenommen. Die einen verdammen sie und streichen insbesondere den hohen Rohstoffeinsatz und den gewaltigen Energiebedarf bei der Aluminiumerzeugung heraus. Dazu zählen Umweltorganisationen wie Global 2000 oder Greenpeace. Andere, darunter auch manch umweltbewegter Mensch, möchte die Vorteile der Dose hingegen nicht mehr missen.

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte, wobei sich die Mitte verschieben kann: Je nachdem, wie oft eine Aludose verwendet, entsorgt, gesammelt und wiederverwertet wird, desto besser wird ihre Umweltbilanz. Und – Aluminium ist geradezu prädestiniert, wiederverwertet zu werden. Das Metall lässt sich anders als Papier oder Kunststoffen fast unendlich oft wiederverwenden – ohne Qualitätsabstriche, dafür mit deutlich weniger Energie als bei der Produktion von Primäraluminium.

"Leider sind Getränkedosen eines der am häufigsten in der Natur weggeworfenen Dinge. Dabei wäre es gerade bei Aluminiumdosen wichtig, diese richtig zu entsorgen", sagt Lisa Kernegger von Global 2000.

Recyclingrate steigern

An möglichst hohen Wiederverwertungsraten ist auch die Industrie interessiert. "Wenn es gelingt, die Recyclingrate um fünf Prozentpunkte zu erhöhen, ist der CO2-Impact gleich um sechs Prozent niedriger", verweist Claudia Bierth im STANDARD-Gespräch auf einschlägige Studien. Mit steigender Recyclingrate nehme dieser Effekt sogar exponentiell zu.

Bierth ist beim US-Konzern Ball Beverage Packaging, einem großen Dosenhersteller, in Europa für den Bereich Nachhaltigkeit zuständig. Das Unternehmen deckt den Markt mit 20 Deckel- und Dosenwerken ab. Er reicht von Russland im Osten bis zu den Britischen Inseln im Westen, von Finnland im Norden bis Spanien im Süden. Im neuesten Dosenwerk, das im vorigen September in Cabanillas in der spanischen Provinz Guadalajara eröffnet wurde, habe man die neue Unternehmensphilosophie schon umgesetzt. Das Werk nutze zu hundert Prozent erneuerbare Energie, die von Axpo Iberia bezogen werde. Das soll Schritt für Schritt in allen Werken von Ball Standard werden, sagte Bierth. Auch der Wasserverbrauch sei deutlich reduziert worden und werde weiter sinken. Abwasser will man so aufbereiten, dass es in den Dosenwaschanlagen immer wieder verwendet werden kann.

Umweltgefahren

Bei Global 2000 weist man darauf hin, dass bei der Herstellung von einer Tonne Aluminium bis zu vier Tonnen hochgradig giftiger Rotschlamm anfällt. Erst im Oktober vor neun Jahren traten bei einem Dammbruch eines ungarischen Aluminiumwerks knapp eine Million Kubikmeter Rotschamm aus und verwüsteten dabei eine Fläche von rund 40 Quadratkilometer. Zugleich verweist man darauf, dass Aluminium sehr gut recycelt werden kann. Die Wiederaufbereitung von Aluminiumschrott erspare im Vergleich zu neuem Material rund 95 Prozent Energie.

Nur – an das Material muss man erst einmal kommen. Nach Angaben der Altstoff Recycling Austria (ARA) liegt die Recyclingquote bei Getränkedosen in Österreich aktuell bei 70 Prozent – mit einer Marktmenge von rund 14.000 Tonnen. Damit steht Österreich insbesondere im Vergleich zu Ländern in Südosteuropa sehr gut da – auch im Zeitraffer betrachtet. Vor zehn Jahren lag die Recyclingquote hierzulande erst bei 50 Prozent. Die weltweite Recyclingquote von Aludosen liegt bei 69 Prozent; der Europaschnitt bei 74 Prozent.

Besser informieren

"Es gibt Stellschrauben, an denen wir zu drehen versuchen", sagt Nachhaltigkeitsmanagerin Bierth. Dazu gehöre, die Bevölkerung besser zu informieren. Laut einer aktuellen Umfrage kaufen 55 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen Getränke in Aluminiumdosen, 18 Prozent davon regelmäßig. Um eine getrennte Entsorgung der Dosen kümmern sich 71 Prozent der Befragten. Dass Dosen ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden können, weiß hingegen nicht einmal jeder Dritte.

Die Umfrage wurde von der Initiative "jede Dose zählt" in Auftrag gegeben. Dahinter stehen Aluminiumproduzenten, Getränkedosenhersteller und Recyclingbetriebe. (Günther Strobl, 25.6.2019)