Die deutsche Regierung plane, dass bis 2030 sieben bis 10,5 Millionen E-Fahrzeuge auf der Straße unterwegs sein könnten.

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Berlin –Die deutsche Bundesregierung und die Autobranche wollen den Ausbau des E-Auto-Ladenetzes mit einem "Masterplan" vorantreiben. Der Plan solle alles Erforderliche klären, um die Lade-Infrastruktur so auszubauen, dass bis 2030 sieben bis 10,5 Millionen E-Fahrzeuge auf der Straße sein könnten, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes nach einem Treffen von Branchenvertretern und den Spitzen der Koalition am Montagabend im Kanzleramt in Berlin. Derzeit gibt es laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) etwa 16.000 Ladepunkte.

Ladestellen seien einer der wesentlichen Punkte für die Kundenakzeptanz, sagte Mattes. Über finanzielle Zusagen und Fördermittel sei nicht gesprochen worden. Die erzielten Ergebnisse für einen Masterplan sollten bei einem nächsten Treffen erörtert werden. Dann sollten auch Beschlüsse folgen.

Auto-Chefs unter sich

An dem gut dreistündigen Treffen bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nahmen unter anderem VW-Chef Herbert Diess und BMW-Chef Harald Krüger teil. Auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) kamen dazu. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erklärte, um den Wohlstand zu erhalten und die Klimaziele zu erfüllen, müsse Deutschland "in mehreren Disziplinen Weltmeister werden". Dies gelte für E-Mobilität, Wasserstoffantriebe und alternative Kraftstoffe.

VDA-Präsident Mattes sagte, mit Blick auf die Klimaschutz-Ziele 2030 müsse man sich stark auf den "größten Hebel" konzentrieren, "und das ist die Elektromobilität". Langfristig müssten dann aber "weitere Alternativen hinzukommen, die für andere Anwendungen sinnvoll seien". Er wies Bedenken zurück, dass dies eine einseitige Fixierung auf E-Mobilität darstelle.

Schleppender Verkauf

Der Absatz von E-Autos kommt in Deutschland weiter nur langsam in Gang – trotz Anreizen wie einer Kaufprämie, die gerade bis 2020 verlängert wurde. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) lag mit 1. Jänner 2019 der Bestand an Elektro-Pkw bei 83.000, der an Hybrid-Pkw bei 341.000 Autos – bei einem Gesamtbestand von 47,1 Millionen Pkw. Derzeit entwickeln die deutschen Hersteller eine Vielzahl neuer Modelle. In den nächsten drei Jahren soll das Angebot an E-Autos sich auf mehr als 100 Modelle verdreifachen.

Auch in Österreich wird der Kauf eines Elektro-Pkw derzeit mit reinem Elektroantrieb oder eines Brennstoffzellenfahrzeugs mit 3.000 Euro gefördert. Plug-in-Hybride und Range Extender mit vollelektrischer Reichweite von mindestens 50 Kilometern erhalten eine Förderung in Höhe von 1500 Euro. In Österreich läuft die Förderung bis Ende 2020.

Mehr Tankstellen benötigt

Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) machte deutlich, dass angesichts eines deutlich wachsenden Angebots an E-Fahrzeugen das Netz der Stromtankstellen ausgebaut werden müsse. "Nur wenn Ladeinfrastruktur sehr bald sichtbar, flächendeckend und komfortabel verfügbar ist, kann sich der gewünschte Erfolg einstellen", schrieb VDA-Präsident Bernhard Mattes im "Handelsblatt". IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sagte: "Es muss endlich entschieden werden, wie wir bei wichtigen Themen wie dem Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos oder bei der Batteriezellfertigung in Deutschland vorankommen." Ziel sei, dass jedes E-Auto in wenigen Minuten an jeder Tankstelle aufgeladen werden könne.

Die schwarz-rote Koalition hatte im März regelmäßige Spitzentreffen angekündigt, um die Autobranche mit mehr als 800.000 Beschäftigten fit für die Zukunft zu machen. Ziel einer "Konzertierten Aktion Mobilität" soll sein, den politischen Handlungsbedarf zu bestimmen. Hintergrund sind tiefgreifende Veränderungen zu neuen Antrieben etwa mit Batterien, Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen. Zugleich kommen zusehends computergesteuerte Fahrzeuge in den Blick. Dies hat alles auch Folgen für die Arbeitswelt und die Beschäftigungslage. (dpa, cr, 25.6.2019)