WKÖ-Präsident Harald Mahrer und Präsidenten der neun Landeskammern wollen sich von der künftigen Regierung nicht mit teuren Wahlzuckerln abspeisen lassen.

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Wien – Der innenpolitische Umbruch der vergangenen Wochen treibt dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Harald Mahrer, Sorgenfalten auf die Stirn. Er fürchtet, dass diese politische Ausnahmesituation die heimische Wirtschaft in einen Stillstand treiben könnte. Diesen könne man sich vor allem in Hinblick auf die aktiven Nachbarmärkte nicht leisten.

Deshalb forderte Mahrer am Mittwoch, gemeinsam mit den Präsidenten der Wirtschaftskammern aus den neun Bundesländern, die Politik dazu auf, "gesellschafts- und standortpolitische Vernunft in den Vordergrund ihres Handelns zu stellen". Konkret bezieht er sich damit auf den "wirtschaftsfreundlichen" Kurs der türkis-blauen Regierung und hofft, dass dieser fortgesetzt werde – von welcher Regierung auch immer. Zu etwaigen Koalitionsmöglichkeiten oder erhofften Konstellationen äußert sich Mahrer nicht. Lediglich die hervorragende Zusammenarbeit mit der aktuellen Regierung rund um Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein lobt er.

Kein Wahlkampf-Geplänkel

Bei den zehn Kammerpräsidenten herrscht Einigkeit, dass die nächsten Volksvertreter einen strategischen und langfristigen Plan für die 500.000 Mitgliedsbetriebe und deren 3,8 Millionen Mitarbeiter braucht. Vor allem spricht man sich präventiv gegen teure Wahlzuckerl und politisches Taktieren im Wahlkampf aus.

Beim Thema Investitionen pocht Mahrer auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Diese lauten in etwa so:

  • Umsetzung der versprochenen Entlastung von Steuern, Abgaben, Gebühren,
  • Bürokratieabbau,
  • Fachkräfteoffensive unter Nutzung "qualifizierter" Zuwanderung,
  • Lohnnebenkostensenkung und
  • Initiativen beim Klimaschutz wie kürzere Verfahrensdauern.

Mahrer bezieht sich mit diesen Forderungen auf die Ergebnisse des aktuellen Wirtschaftsbarometers.

Fachkräftemangel

Laut einer EY-Studie vom Frühjahr haben 83 Prozent der heimischen Unternehmen Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden. Vier von zehn Firmen verlieren aufgrund dessen Umsätze. Das Problem ist also bekannt.

Sowohl Mahrer als auch der Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark, Josef Herk, orten in qualifizierter Zuwanderung Potenzial, um das Problem des Fachkräftemangels zu verringern. Selbstverständlich gelte es zuerst, das inländische Potenzial zu nutzen, aber wenn dieses nicht ausreiche, müsse man sich in Europa oder auch weltweit – wie bei IT-Jobs – umschauen. "Qualifizierte Zuwanderung und Migration sind zwei verschiedene Themen, und wir müssen uns diesem Mangel stellen, sonst haben wir eine echte Wachstumsbremse", sagt Herk. Auch die Öffnung des Arbeitsmarkts in Kroatien könnte schnell Abhilfe schaffen. (and, 26.6.2019)