Schulkinder kühlten sich am Mittwoch in einem Wiener Brunnen ab. Mit Sprühnebelschläuchen und Nebelduschen wurden heiße Plätze spontan abgekühlt, gab die Stadt bekannt.

Foto: Christian Fischer

Wien – An manchen Orten Österreichs übertraf am Mittwoch die Lufttemperatur die normale Körpertemperatur. Imst vermeldete schon am frühen Nachmittag 37,5 Grad – heißer war es in Tirol im Juni noch nie. Zur Kühlung musste also die Verdunstung gehörig angekurbelt werden: Schweiß für die Haut und Sprühregen für die städtische Betonwüste. In Wien wurden feinlöchrige Schläuche ausgerollt und Nebelduschen aufgestellt, um heiße Plätze abzukühlen. Zugleich schickte der Magistrat mehr als 40 Waschautos aus, um Straßen mit Tropfen auf den heißen Stein zu benetzen.

Die anhaltende Hitzewelle in ganz Österreich sorgt auch in Krankenhäusern für mehr Betrieb. In der Notaufnahme der Innsbrucker Klinik "haben wir merkbar mehr Patienten", sagte Alexandra Kofler, die ärztliche Direktorin, zur Austria Presse Agentur. Vor allem ältere Menschen, die meistens zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen haben, müssten vermehrt versorgt werden. "Ältere Menschen haben ein vermindertes Durstgefühl und merken gar nicht, dass sie zu wenig trinken", erklärte die Medizinerin.

766 Hitzetote im Vorjahr

Trotz des größeren Patientenaufkommens würden die Kapazitäten der Innsbrucker Klinik vorerst ausreichen. Sollte die Hitzewelle aber noch länger andauern, müssten unter Umständen zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. "Denn nicht alle Patienten, die in die Notaufnahme kommen, können auch gleich wieder heimgeschickt werden. Einige müssen wir auch stationär aufnehmen", sagte Kofler.

Im Vorjahr starben in Österreich 766 Menschen an Hitzefolgen. Das seien mehr als im Jahr 2017 (586), aber deutlich weniger als im Jahr 2015 (1122) gewesen, berichtete die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (Ages). Zum Vergleich: Bei Verkehrsunfällen starben im Vorjahr 409 Menschen.

Unter den Hitzetoten sind auch immer wieder Bauarbeiter, die in der prallen Sonne einen tödlichen Kollaps erleiden. Aus diesem Grund wurde erst Anfang Mai die Temperatur, bei der Baufirmen die Arbeiten aussetzen können, von 35 auf 32,5 Grad Celsius herabgesetzt. Wirklich hitzefrei haben Bauarbeiter dann aber noch nicht. Laut Gesetz müssen sie bis zu drei Stunden (in kühlerer Umgebung) auf einen möglichen Temperaturrückgang warten beziehungsweise andere Arbeiten etwa in klimatisierten Räumen verrichten.

Schlechtwetterentschädigung

Fällt die Arbeit aus, können sich Betriebe laut Schlechtwetterentschädigungsgesetz 60 Prozent der Lohnkosten zurückholen. Zuständig dafür ist die Bauarbeiterurlaubs- und Abfertigungskasse, die zur nachträglichen Überprüfung stündliche Wettermeldungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) archiviert. Die Bauarbeiterregelung gilt auch für Zimmerer, Gipser, Dachdecker, Pflasterer und Gerüster.

Wie berichtet, steht schon fest, dass dieser Juni der heißeste seit Beginn der Messaufzeichnungen im Jahr 1761 wird. Lufttemperaturen über 37 Grad hat es in einem Juni in Österreichs Messgeschichte bisher erst in vier Jahren gegeben: 1950, 2000, 2012, 2013.

Acht der bisher zehn wärmsten Juni-Monate wiederum wurden in den 2000er-Jahren gemessen. Auch die Badeseen werden wärmer. Daten des Hydrographischen Diensts des Umweltministeriums zeigen, dass sich die Seen von 1986 bis 2016 im Jahresschnitt um 0,02 (Achensee in Tirol) bis 0,06 Grad (Wörthersee in Kärnten) erwärmt haben. Der Neusiedler See im Burgenland ist heute um 1,5 Grad wärmer (Jahresmittel) als noch vor dreißig Jahren.

Die Zahl der Hitzetage (mindestens 30 Grad) hat in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten etwa in den Landeshauptstädten um rund 50 Prozent zugenommen. In Wien hatte zum Beispiel (über die gesamte Fläche gemittelt) im Zeitraum 1971 bis 2000 ein durchschnittliches Jahr elf Hitzetage. Im Zeitraum 1981 bis 2010 waren es zwischen 13 Hitzetage in Mariabrunn und 21 in der Inneren Stadt.

Prognosen lassen für 2021 bis 2050 durchschnittlich 19 Hitzetage erwarten und für 2071 bis 2100 41. Diese Prognosen der ZAMG gehen von ungebremsten Treibhausgasemissionen aus. (Michael Simoner, 26.6.2019)