Bereits 18 Prozentpunkte Vorsprung: Sebastian Kurz mit seiner Volkspartei

Foto: APA/Punz

Wien – Zu Beginn der Feriensaison präsentiert sich die politische Haltung der Österreicherinnen und Österreicher ausgesprochen konservativ: In der Sonntagsfrage liegt die ÖVP mit 38 Prozent 18 Prozentpunkte vor SPÖ und FPÖ, die bei 20 Prozent gleichauf liegen. Auf weiteren Plätzen finden sich die Grünen mit elf Prozent, die Neos mit neun und die Liste Jetzt mit einem Prozent.

Konservativ auch die Koalitionswünsche, die die Befragten des ATV-Österreich-Trend äußern: 23 Prozent würden eine Koaltion aus ÖVP, Neos und Grünen bevorzugen – besonders bei den Anhängern von Grünen, Neos und ÖVP käme diese Kombination gut an. 21 Prozent (69 Prozent der Freiheitlichen, aber nur 28 Prozent der ÖVP-Wähler) würden sich noch einmal eine türkis-blaue Koalition wünschen. Und nur 14 Prozent wünschen sich eine SPÖ-ÖVP-Koalition – ein recht einseitiger Wunsch: Für die SPÖ-Anhängerschaft steht er mit 38 Prozent an erster Stelle, von den ÖVP-Wählern sind nur zwölf Prozent dafür. Ein Minderheitenprogramm wäre eine rot-blaue Koalition (sechs Prozent), wobei der Wahlforscher Peter Hajek das schon rechnerisch ausschließt, wie auch die gar nicht abgefragtte rot-grün-pinke Koalition.

Konservativ auch die Haltung zum Bundesheer. Auf die Frage: "Soll das Bundesheer künftig mehr, etwa gleich viel oder weniger Geld zur Verfügung haben, als bisher?" sagen 43 Prozent, dass das Bundesheer mehr Geld bekommen sollte, 37 Prozent wünschen sich, dass das Heer gleich viel Geld haben sollte, elf Prozent sind sogar für eine Kürzung.

Hier zeigen sich deutliche Unterschiede in den Altersgruppen und bei den Geschlechtern: Männer sind sehr viel aufgeschlossener, was ein höheres Militärbudget betrifft, als Frauen – und die Zustimmung zu einem höheren Budget wächst mit dem Alter der Befragten. Die Herkunftsregion spielt dagegen kaum eine Rolle – im ländlichen Raum, wo etwa Katastrophenhilfe mit höherer Wahrscheinlichkeit gebraucht wird als in der Stadt, ist die Zustimmung zu einem höheren Heeresbudget nur unwesentlich und statistisch nicht signifikant höher.

Schwächen von Kurz

Peter Hajek, dessen Institut den ATV-Österreich-Trend erhebt, warnt davor, die ÖVP nun voreilig zum Wahlsieger auszurufen: Zwar wurde die SPÖ noch nie auf so niedrigem Stand gemessen, doch ist der Wahlkampf noch lange nicht gelaufen – die schlechten Nachrichten für die SPÖ könnten einen Mobilisierungseffekt zur Rettung der Sozialdemokratie bewirken, die guten Werte für die ÖVP könnten umgekehrt eine Demobilisierung von Kurz-Wählern bewirken – weil man annimmt, dass Kurz ohnehin gewinnt.

Hajek betont außerdem: "Bei den Parteispenden hat ÖVP Schrammen abbekommen" – und er belegt das mit Zahlen. Auf die Frage, wie ehrlich und transparent die Parteien mit Parteispenden von Unternehmen und Großspenden umgehen, attestieren nur fünf Prozent der ÖVP einen sehr ehrlichen Umgang, weitere 25 Prozent einen immerhin ehrlichen (24 Prozent "eher nicht ehrlich", 28 Prozent "überhaupt nicht ehrlich"). Neos und Grüne werden für besonders transparent und ehrlich gehalten, die SPÖ wird ähnlich wie die ÖVP eingeschätzt und die FPÖ als am wenigsten ehrlich.

Klimawandel schlägt Migration

Gut für die Grünen ist die Themensetzung im kommenden Wahlkampf: Klimawandel gilt den 805 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten als wichtigstes Thema. Arbeitsplatz- und Wirtschaftsfragen rangieren nur noch unter "ferner liefen".

Diese durften jeweils zwei Punkte aus einer Liste wählen. Klimaschutz wurde dabei von 31 Prozent gewählt, besonders von höher gebldeten Befragten, von Grün- und Neos-Anhängern, besonders wenig von Freiheitlichen. Freiheitliche sind umgekehrt besonders vom Thema Zuwanderung, Asyl und Integration angesprochen, es ist ihr wichtigstes Anliegen.

Für ÖVP-Wählerinnen und -Wähler ist der Klimaschutz bedeutender als Migration, überdurchschnittlich stark spricht die ÖVP-Anhängerschaft die Wirtschaftsthemen an, unterdurchschnittlich das Wohnthema. Umgekehrt die SPÖ-Wähler: Sie werden besonders stark durch Kampf gegen Korruption angesprochen, auch von leistbarem Wohnen – besonders wenig aber vom Komplex Migration. (Conrad Seidl, 28.6.2019)