Österreich soll zur Wasserstoffnation werden. Das verkündete ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz am Wochenende via Ö1-Radiointerview. Damit hat nun auch die Exkanzlerpartei ihren eingängigen Klimaschutzslogan. Der kommt nicht von ungefähr, glaubt man aktuellen Umfragen, die erhoben, was Österreichs Wahlberechtigten derzeit am allerwichtigsten ist. Bingo.

Die naheliegende Frage lautet: Warum ist Kurz das alles nicht schon früher eingefallen, zum Beispiel als er Kanzler war? Man erinnert sich an die Kritik, welche die österreichische EU-Präsidentschaft unter Kurz' Vorsitz einheimste, weil sie die europäischen Klimaziele recht unambitioniert anging. Stattdessen trug man den Pilotversuch "140 km/h auf der Autobahn" von Koalitionspartner FPÖ bereitwillig mit. Der Entwurf für den österreichischen Klimaplan wurde von der EU-Kommission scharf kritisiert. Und die Liste der klimaschädlichen Subventionen hat man gleich gar nicht veröffentlicht. Dafür hat die ÖVP-nahe Schülerunion die jugendlichen Fridays-for-Future-Demonstranten fürs Schulschwänzen kritisiert.

Ob die Umstellung auf Wasserstoffantrieb in Zukunft alle Klimaprobleme lösen kann, ist fraglich. Viele Wissenschafter sind skeptisch. Wichtiger und dringlicher wären der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes und eine ökologische Steuerreform. Daneben ist immer noch Platz genug für ambitionierte Zukunftspläne. (Petra Stuiber, 1.7.2019)