Für die einen eine herzerweichende Kultsendung, für die anderen ein kaltblütiger Sozialporno: "Liebesg'schichten und Heiratssachen".

Foto: ORF/Wega Film

Die gelernte Österreicherin, der gelernte Österreicher – sie brauchen kein Profil und keine App, um ein Date zu kriegen, aus dem, wer weiß, vielleicht sogar eine Beziehung wird. Denn es gibt Liebesg'schichten und Heiratssachen, wo sich einsame Menschen präsentieren (böse Zungen sagen: sich bis auf die Seele ausziehen), um jemanden fürs Leben zu finden.

Wenn der ORF richtig mitgezählt hat (gehen wir davon aus), dann beginnt jetzt die 23. Staffel – und wahrscheinlich die letzte. Denn die Macherin, das Herz dieser Serie, Elizabeth T. Spira, genannt Toni, verstarb im vergangenen März im Alter von 76 Jahren. Schwerkrank führte sie noch mehr als 40 Interviews, konnte aber die zehn Folgen, die ab Montagabend auf ORF 2 (und ab August dann auch auf 3sat) gezeigt werden, nicht mehr finalisieren.

Ihr Team hat aber – so versichert man beim Sender – alles in ihrem Sinne fertiggestellt, als ob Toni noch selbst Regie geführt hätte. Folge eins ist traditionell die Rückschau auf die vorangegangene Staffel, ein Was-wurde-aus. Petra, Franz-Josef, Gert, Fritz, Ingo und Maria scheinen (Achtung, Spoiler!) Glück gehabt zu haben ... aber wie lange das wohl halten wird?

Wie von jeher ist auch diese Folge reichlich mit Rührung, Originalität, Skurrilität und Fremdschämen gewürzt. Für die einen eine herzerweichende Kultsendung, für die anderen ein kaltblütiger Sozialporno. Toni Spira amüsiert sich – wo immer sie jetzt sein mag – mit Sicherheit: nicht über Petra, Ingo und Co, sondern über ihr Publikum. (Gianluca Wallisch, 14.7.2019)