Ein häufig gehörtes Argument gegen den vom Menschen verursachten Klimawandel lautet: Warm- wie auch Kaltzeiten habe es auch in den vergangenen zwei Jahrtausenden gegeben, es sei also nur natürlich, dass es auch wieder einmal wärmer wird.

Oft wird die Kleine Eiszeit als Beispiel für eine derartige Periode extremer Temperaturen herangezogen, jene Zeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert, die oft als Folge von Vulkanausbrüchen beschrieben wird.

Trockenes Feld in der Hitzeperiode 2018
Foto: Meissner

Wie Wissenschafter der Universität Bern nun festhalten, waren die Kältephasen dieser Periode aber regional höchst unterschiedlich: Im 15. Jahrhundert seien die tiefsten Werte im Zentral- und Ostpazifik, im 17. Jahrhundert in Nordwesteuropa und im Süden Nordamerikas, im 19. Jahrhundert schließlich im größten Teil der verbleibenden Regionen der Erde zu messen gewesen.

Die gegenwärtige Warmperiode finde seit etwa 150 Jahren und verstärkt in jüngster Zeit aber auf 98 Prozent der Erde statt. Ähnliche weltweite Klimaänderungen habe es in den vergangenen zwei Jahrtausenden nie gegeben.

Das sei ein Hinweis, dass die derzeit stattfindende Erwärmung nach der industriellen Revolution beispiellos hinsichtlich der absoluten Temperaturen und der räumlichen Ausbreitung ist. Ein natürlicher Grund werde dadurch unwahrscheinlich, schreibt das Team um Raphael Neukom in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Nature.

Die Forscher nutzten die Datensammlung des 2k-Netzwerkes der Initiative Pages (Past Global Changes), die zum Verständnis anthropogener Ursachen für den Klimawandel aufgebaut wurde und eben genau diese zwei Jahrtausende umfasst.

Das Klima der Vergangenheit lässt sich durch mehrere Methoden erkunden: durch Eisbohrkerne, durch Baum-Jahresringe, deren Dicke sich an die Temperaturen anpasst, und durch langsam wachsende Korallenstöcke, an denen man Veränderungen der Meerestemperaturen ablesen kann.

Schwierige Messung

Der Geograf Scott George von der Universität Minnesota meint zwar im Kommentar zu dem Text, dass der Vergleich von Kalt- und Warmphasen über Jahresringe der Bäume schwierig sei, weil diese einen sehr langsamen Klimawandel nicht zuverlässig zeigen können.

Er sagt aber auch, dass in diesen Klimaarchiven der Natur keine vergleichbare Erwärmung zu finden sei wie die derzeit stattfindende. Das Klima habe sich immer geändert, aber nicht in diesem dramatischen Ausmaß. Er schreibt von einer "heißen, weltweiten Synchronie".

Eine zweite Studie, die in der aktuellen Ausgabe von Nature Geoscience publiziert wurde, beschäftigt sich mit natürlichen Auslösern von Klimaänderungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals kam es innerhalb von drei Jahrzehnten zu mehreren Vulkanausbrüchen in den Tropen, die weitreichende globale Folgen hatten.

Tambora-Auswirkungen

Die Auswirkungen der Tambora-Eruption von 1815 wurden bereits mehrfach beschrieben. In unmittelbarer Folge davon starben mindestens 70.000 Menschen. Es kam aber auch zu Missernten, zu einer großen Hungersnot und zum bekannten "Jahr ohne Sommer", weshalb von einer deutlich höheren Opferzahl auszugehen ist.

Auch durch andere Eruptionen gab es starke Auswirkungen: Es kam zu Abfällen der Sommertemperatur in der nördlichen Hemisphäre, Niederschlägen und zu Dürrezeiten in Afrika schreiben die Wissenschafter. (red, 24.7.2019)