Der bisherige "Kurier"-Herausgeber Helmut Brandstätter schrieb ein Buch über "Kurz & Kickl", das als Bewerbungsschreiben für die Neos aufgefasst werden kann.

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Der Agrarpolitiker Ernst Brandstätter, der mehr als ein Vierteljahrhundert lang Generalsekretär der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern war, hat seinen 1955 geborenen Sohn Helmut stark geprägt: Wie der Vater studierte Helmut Jus, wie der Vater engagierte er sich in der Hochschülerschaft, wie der Vater wurde er ein bekennender Bürgerlicher. Anders als der Vater ist er aber bisher keiner Partei beigetreten – auch wenn seit Mittwochabend bekannt ist, dass Helmut Brandstätter als Listenzweiter der Neos fix ist.

Ex-Kurier-Herausgeber Brandstätter kandidiert für Neos.
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Lob für die Medienvielfalt

Vom Vater hat er auch gelernt, die Medienvielfalt zu schätzen. In seinem neuen Buch Kurz & Kickl, das von manchen als ein Bewerbungsschreiben für eine politische Zukunft in Pink gelesen wurde, beschreibt Brandstätter, wie sein Vater täglich alle Tageszeitungen heimgeschleppt hat: "In seiner Tasche waren alle Zeitungen, von der Arbeiter-Zeitung bis zum Volksblatt, alle Bundesländerzeitungen und natürlich auch der Kurier. Nur mit der Krone hat er lange Zeit gefremdelt, nach der habe ich dann aber auch verlangt. Dass ich diese einmal im Auto hinten auf der Ablage, wo damals noch der Platz für Hüte war, liegen ließ, fand er gar nicht lustig."

Der bis zu Wochenbeginn als Kurier-Herausgeber beschäftigte Medienmacher schildert auch, wie er im Schlepptau seines Vaters die Nähe von Journalisten und ÖVP-Politikern kennengelernt hat – und wie er in Hinsicht auf allfällige Interventionsversuche sensibilisiert wurde.

Bekannt vom ORF-Bildschirm

Brandstätter startete seine eigene journalistische Karriere 1982 in der Auslandsredaktion des ORF, war für diesen Korrespondent in Bonn und Brüssel, stieg zum Leiter der Abteilung "Politik und Zeitgeschehen" auf und wurde als Moderator des Inlandsreport bekannt. Privat ist er in zweiter Ehe mit der ORF-Journalistin Patricia Pawlicki verheiratet.

Beruflich hat er sich vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk abgewendet. 1997 wechselte er als Geschäftsführer von n-tv nach Berlin, 2003 kam er zu Puls TV zurück nach Wien. Fünf Jahre lang war er mit der Agentur Brandstätter Business Communications unter anderem für die katholische Kirche tätig – dann verkaufte er an Wolfgang Rosam, um Kurier-Chefredakteur zu werden.

Ganz ließ ihn das Medium Fernsehen nicht los, für den Internetauftritt der Zeitung baute er einen eigenen Videobereich auf, der ihm wiederum eine Plattform für Bildschirmpräsenz bot. Im Vorjahr wurde er in der Kurier-Chefredaktion von Martina Salomon abgelöst, für das Engagement bei den Neos beendete er diese Woche seine journalistische Karriere – zumindest vorläufig. (Conrad Seidl, 25.7.2019)