Um seine eigenen Rechte besser wahren zu können, geht Peter Sidlo bis zum Ende der Untersuchungen bei den Casinos Austria auf Urlaub.

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Wien – Der neue und umstrittene Finanzchef der Casinos Austria nimmt Urlaub – und zwar bis zum Ende der internen Untersuchungen, die gerade im Glücksspielkonzern stattfinden. Er will damit den Schutz des Unternehmens gewährleisten und seine eigenen Rechte besser wahren. Das gab das Unternehmen am Donnerstag nach einer außerordentlichen Präsidiumssitzung bekannt.

"In der heutigen Präsidiumssitzung gab es die einhellige Meinung, dass das Unternehmen die aktuellen Ereignisse nicht einfach ignorieren kann. Vollständige Aufklärung der kolportierten Vorwürfe ist im ureigensten Interesse der Unternehmensgruppe", sagt Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner. Man wolle sich mit Nachdruck an der Aufklärung der ganzen Causa beteiligen.

Untersuchung wird ausgeweitet

Um zu klären, ob es im Kreis des Aufsichtsrates oder des Vorstandes Fehlverhalten gegeben hat, wurde die Schima Mayer Starlinger Rechtsanwälte GmbH gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG beauftragt, alle relevanten Informationen rund um die Bestellung des aktuellen Vorstandes zu prüfen und entsprechend kritisch zu beurteilen.

Damit vollzieht das Unternehmen einen gewissen Schwenk, war Sidlos Bestellung doch bisher verteidigt worden, obwohl ein Personalberater ihm die Qualifikation großteils abgesprochen hatte. Die Abberufung Sidlos stand ursprünglich nicht zur Debatte, der Casag-Aufsichtsrat beteuert, dass der frühere FPÖ-Bezirksrat in Wien-Alsergrund für den Job geeignet sei.

Kritik der SPÖ

Für SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer geht Sidlos Urlaubsantritt nicht weit genug. Sidlo erfülle die im Glücksspielgesetz geforderten Kriterien für den Finanzvorstand nicht und müsse zurücktreten, forderte Krainer am Donnerstag. Die Konsequenz könne nicht sein, "dass er auf Kosten des Unternehmens Urlaub macht".

"Schuldeingeständnis"

Der SPÖ-Finanzsprecher findet es jedoch "gut, dass es spät, aber doch ein erstes Schuldeingeständnis in der skandalösen Postenbesetzung in der Casinos Austria AG gibt". Krainer forderte außerdem den Abzug Sidlos aus dem Generalrat der Oesterreichischen Nationalbank. Die "Personalpakete" der türkis-blauen Regierung seien "eine echte Gefahr für die Reputation der Notenbank".

Kern des Vorwurfs, wegen dem erst am Mittwoch Polizeibeamte eine höchst ungewöhnliche Nachschau im Finanzministerium durchführten: ein Deal Posten gegen Glücksspiellizenzen. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass die FPÖ Sidlo durchsetzen wollte und Casag-Aktionär Novomatic im Gegenzug Lizenzen bei Online-Gaming und Spielbank versprach. Das wird von allen Verdächtigten, darunter die FPÖ-Leute Heinz-Christian Strache, Sidlo, Johann Gudenus und Hubert Fuchs, vehement zurückgewiesen. Auch die Novomatic bestreitet jegliche Verbindung. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Rotensteiner in der Kritik

Auch Rothensteiner selbst war wegen der Vorgänge schwer unter Beschuss geraten. Die negative Evaluierung durch den Personalberater Egon Zehnder wurde dem gesamten Aufsichtsrat vorenthalten. Auf eigenen Wunsch des Gremiums, wie der Raiffeisen-Generalanwalt betonte. Das brachte ihm eine anonyme Anzeige ein: Die Bestellung eines nicht ausreichend qualifizierten Vorstands wird darin als Schädigung des Unternehmens qualifiziert. Auch für Rothensteiner gilt selbstredend die Unschuldsvermutung.

In und um die Sitzung vom Donnerstag haben laut Casinos-Aussendung sowohl Novomatic als auch Sidlo dem Präsidium abermals versichert, dass die kolportierten Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehrten. Würden diese doch stimmen, sei die Casinos Austria AG die Geschädigte und werde nicht zögern, mit allen Mitteln ihre Rechte geltend zu machen. (gra, 5.9.2019)