Wenn Annette Winkler, die Smart-Chefin, sagt: "Der Smart sei das perfekte Stadtauto, das mit dem elektrischen Antrieb noch ein bisschen perfekter wird", dann kann man ihr das gern glauben. Wenn man schon seit Jahren auf dem Land lebt und in Wien am liebsten mit den Öffis unterwegs ist, muss man das sogar mehr oder weniger. Sicher aber ist der Smart EQ ein ganz schön feines Auto, wenn man im Speckgürtel lebt und regelmäßig in die Stadt pendeln muss.

Der Smart EQ forfour soll ein Stadtauto sein, beweist sich aber als perfektes Fahrzeug für Pendler.
Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Ja, muss, weil lustig ist die Pendlerei natürlich nicht. Aber in vielen Orten, auch nur knapp außerhalb der Stadtgrenze, ist die Anbindung an den öffentlichen Verkehr so schlecht, dass man schon sehr geduldig sein muss, um nicht doch mit einem Auto zu fahren. Und ein solches braucht man auf dem Land öfter, als einem lieb ist. Die Anforderungen an ein Speckgürtel-Pendel- und -Alltagsauto übererfüllt der Smart EQ forfour in jedem Punkt.

Der Innenraum des Smart ist, wie sollen wir sagen, funktionell.
Foto: Guido Gluschitsch

Ja, gut, er geht nur 130 km/h, man kann nicht das ganze Wohnzimmer im Kofferraum unterbringen, und er hat nur eine Reichweite von 150 Kilometern. Und wissen Sie was? Es ist wurscht.

Es ist erst recht wurscht, wenn man sich nicht den leidigen Stoßstange-an-Stoßstange-Duellen der Vertreterfirmenwagen hingeben will und lieber entspannt fährt.

Platzprobleme gab es im Test auch nie. Viel mehr als einen Computer, ein Geldtaschl und einen Regenschirm hat man selten mit. So passen also noch locker die paar Trümmer, die man schnell auf dem Heimweg einkauft, auf die Rücksitzbank. Apropos: Die beiden Freunde, die wir zum Tennis-Doppel abholten, waren ebenfalls erstaunt. Nicht nur, dass wir alle vier samt den Prackern Platz im Auto fanden, sondern auch, wie kurzweilig die Fahrt sogar im komplett vollen Smart ist. Im Tempobereich bis zu 50 km/h ist er sogar ein frecher Flitzer. Vielleicht kommt auch daher viel seiner Stadteignung.

Gut, das Heckdesign das polarisiert.
Foto: Guido Gluschitsch

150 km Reichweite

Bleiben noch die eher bescheiden wirkenden 150 Kilometer Reichweite. Dabei reichen die vollkommen aus. 48 Kilometer sind es von der Haustür in die Redaktion. Die Wochenendrunderln in der Umgebung, die mit dem Auto zu erledigen sind, gehen sich mit 150 Kilometern auch locker aus. Und wenn es einmal weiter weg gehen soll, ist in 30 Kilometern der nächste große Bahnhof.

Aufladen können wir ihn ganz einfach zu Hause im Hof – das ist in der Stadt oft komplizierter – und in der Firma. Mit Lichtstrom. Das reicht. Aussteigen, anstecken, fertig. Das Laden ist also gar nicht die Krux der E-Mobilität, sondern viel mehr deren enormer Vorteil. Weil man auf einmal nicht mehr zum Tanken fahren muss.

Diesen Vorteil hat natürlich auch der Audi e-tron. Als Automobil am anderen Ende der E-Mobilitätswelt nuckelt er zwar, wegen seines höheren Verbrauchs, länger am Lichtstrom als der Smart, ein Ladeproblem gab es mit ihm genau so wenig. Und das würde es auch nicht geben, würden die Anforderungen heikler.

Der e-tron von Audi ist ein ganz anderes Kaliber als der Smart.
Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Mit vollen Akkus kommt man an die 400 Kilometer weit. Jaja, auch im Hochsommer, wenn die Klimaanlage rennt – zumindest wenn man den Koloss nicht dauernd tritt wie einen Rennwagen. Nach dem Wocheneinkauf ist der e-tron sowieso gupfert voll, wenn man ihn an die passende Schnellladestation hängt. Obwohl es schon ein Wunder ist, dass dabei nicht im Supermarkt die Kühltruhen warm werden, wenn sich der Ingolstädter vor der Tür vollsaugt.

Laden ist herrlich unkompliziert und hat einen großen Vorteil. Man muss nie wieder tanken fahren.
Foto: Guido Gluschitsch

Luxus-ESUV

Der e-tron beschleunigt seine 2,5 Tonnen in weniger als sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dazu nutzt er zwei E-Motoren, was ihn auch gleich zum Quattro macht. Selbst bei hohem Tempo ist er noch agil und spritzig. Ein echter Audi.

Der Innenraum ist der eines Luxus-SUV. Gediegen kommt er daher, mit Leder und seinen großen Bildschirmen. Der Abstand zwischen Fahrer und Beifahrer ist so groß, das vielleicht sogar ein Smart auf der Mittelkonsole Platz finden würde. Unsere Tennisfreunde könnten im Fond zum Aufwärmen fangen spielen, und man würde vorn davon gar nichts mitbekommen. So viel Luxus hat aber auch seinen Preis.

Einmal auf dem Papier, dort stehen 113.691 Euro für unseren Testwagen – das sind fast vier von dem Topmodell-Smart, den wir gefahren sind. Ein andermal was den Stromverbrauch angeht. Da genehmigt sich der Audi in der Praxis fast das Doppelte von der Menge des Smart. Trotz aller Spielereien zum Energiesparen.

Gleich drei Bildschirme finden wir im Innenraum des Elektro-Audi.
Foto: Guido Gluschitsch

Die Feinste davon ist die radarbasierte Rekuperationsarbeit – also Energierückgewinnen durch Vorausschauen. Läuft man, ohne das Gaspedal zu treten, auf eine Kolonne auf, stellen beide Autos die Rekuperationsstufe automatisch so ein, dass man meist gar nicht zu bremsen braucht – fährt die Kolonne wieder los, hören die Autos mit der Rekuperation wieder auf. Das nimmt dem Stoßverkehr viel seiner Unerträglichkeit und dank E-Antriebs und Ökostroms beißt das Gewissen auch nicht so. Weder im frechen Smart noch im feinen Audi e-tron. (Guido Gluschitsch, 16.9.2019)

Zum Schluss werfen wir noch einen schnellen Blick auf das Heck des e-tron.
Foto: Guido Gluschitsch