Am Wahlsonntag essen sie nicht unbedingt am liebsten Schnitzel, so mancher von ihnen serviert aber beim Wirt ums Eck unser Nationalgericht. Während sich das Wahlvolk in den Wahllokalen anstellt, päppeln nicht wenige auch unsere Kranken auf oder pflegen die Bedürftigen. Andere wiederum hängen an ihrem freien Tag einfach im Park nebenan ab, während die meisten Österreicher gebannt auf die ersten Hochrechnungen starren.

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1,2 Millionen Menschen haben keine Staatsbürgerschaft und damit kein Stimmrecht.
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Die Schreibe ist hier von jenen 1,2 Millionen Menschen über sechzehn, die nicht im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft sind und daher keine Chance haben, an der Nationalratswahl teilzunehmen. Im Wahlkampf versuchte SOS Mitmensch, für diese äußerst heterogene Personengruppe mehr Bewusstsein zu schaffen, weil man gemäß vorsichtigen Schätzungen annimmt, dass sich etwa die Hälfte sehr wohl gern am demokratischen Prozess beteiligen würde.

In welchem Fall dürfen Nichtstaatsbürger in Österreich wählen, und in welchen Ländern dürfen Nichtstaatsbürger auf nationaler Ebene wählen? Die Antwort auf diese und viele weitere Fragen gibt's im Video.
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Den typischen Ausländer, der an die hiesigen Urnen streben würde, gibt es nicht, erklärt Alexander Pollak von SOS Mitmensch. Als gesichert gilt aber zweierlei: Unter den Zugewanderten sind hierzulande Deutsche, Serben, Türken und Rumänen die am stärksten vertretenen Nationalitäten. Und: Demografisch betrachtet sind wiederum die zehntausenden hier geborenen und aufgewachsenen Teenager die am stärksten wachsende Gruppe unter den unfreiwilligen Nichtwählern. Pollak: "Sobald diese jungen Leute ins Wahlalter kommen, registrieren sie natürlich, dass sie mit den Gleichaltrigen bürgerrechtlich nicht auf einer Augenhöhe sind." Nicht gerade gute Voraussetzungen für ihre Integration.

An dieser Stelle wendet der gemeine Österreicher oft ein, dass sich die "Zugroasten" eben auch um den rot-weiß-roten Pass bemühen müssten. Leicht gesagt, schwer getan: Nicht umsonst gilt Österreich als eines der restriktivsten Einwanderungsländer. Mindestens sechs und bis zu zehn Jahre ununterbrochene Aufenthaltsdauer braucht es, damit man um die Staatsbürgerschaft ansuchen kann. Dazu müssen Einzelpersonen ein Nettoeinkommen von 1.000 bis 1.200 Euro im Monat nachweisen können, bei Familien liegt der Wert bei über 1.500 Euro – ein Betrag, den auch viele Österreicher nicht belegen könnten.

Das heißt: All die, die mit uns leben, sollen für uns zwar hart arbeiten und brav Steuern zahlen – aber mitbestimmen dürfen sie deswegen noch lange nicht. (Nina Weißensteiner, 29.9.2019)

Videoreportage von der Pass-egal-Wahl 2019, die mit einer Rekordbeteiligung geendet hat. Mehr als 2.900 Menschen ohne österreichischen Pass gaben ihre Stimme ab. Hinzu kamen über 1.000 Solidaritätsstimmen. Großer Gewinner sind die Grünen. Die Rechtsparteien schnitten schlechter ab als bei der vergangenen Pass-egal-Wahl.
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