Die Unsicherheiten rund um den Brexit und der weiter köchelnde Handelskonflikt zwischen China und den USA werden oft als die zwei wichtigsten Gründe dafür genannt, dass sich die Wirtschaftslage nach ein paar guten Jahren 2019 wieder eingetrübt hat.

Doch das ist nur ein kleiner Teil der aktuellen konjunkturellen Probleme. Das ist die ernüchternde Kernaussage des Weltwirtschaftsberichts, den der Internationale Währungsfonds (IWF) am Dienstag in Washington vorgestellt hat.

Zwar ist überall von der digitalen Revolution die Rede und von der Transformation der Arbeitswelt durch neue Technologien. In harten Daten schlägt sich das aber kaum nieder, etwa in Form eines zusätzlichen Einsatzes neuerer und effizienterer Maschinen. Die Produktivität in Industrieländern bleibt laut IWF schwach und drückt damit auf das Wachstum.

Auch die Überalterung sorgt dafür, dass die arbeitende Bevölkerung in manchen Industrieländern schrumpft, was sich ebenfalls negativ auswirkt. Hinzu kommt, dass die globale Automobilindustrie schwächelt: Der Automobilabsatz ist im vergangenen Jahr um drei Prozent geschrumpft. Verantwortlich dafür sind laut IWF neue Emissionsstandards in Europa und China, was aufgrund von Umstellungen zu einer schleppenderen Produktion geführt haben soll. In China sind zudem Förderprogramme ausgelaufen, mit denen der Autoerwerb unterstützt wurde.

Konjunktureinbruch

Dieser Mix aus Handelsstreit, Brexit, niedriger Produktivität, Alterung und Sinnkrise der Automobilindustrie sorgt dafür, dass die Weltwirtschaft heuer nur um drei Prozent wachsen wird. Das ist der niedrigste Wert seit der Weltwirtschaftskrise 2009. Immerhin soll es im kommenden Jahr etwas aufwärts gehen, was vor allem daran liegt, dass die Konjunktur in Schwellenländern wie Argentinien, Indien und Brasilien wieder etwas anzieht.

Stärkeres Wachstum in Österreich

Für Österreich erwartet der IWF ein Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent für heuer und 1,7 Prozent im kommenden Jahr. Damit wäre das Wachstum in Österreich deutlich stärker als im übrigen Euroraum. Die beiden heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS waren zuletzt deutlich pessimistischer, sie haben für das kommende Jahr lediglich ein Wachstum von um die 1,4 Prozent prognostiziert.

So schlimm wie 2009 wird es nicht mehr, aber die Weltwirtschaft wächst 2019 so langsam wie zuletzt während der globalen Finanzkrise.

Der IWF erwartet für das kommende Jahr auch nochmals einen Rückgang der Arbeitslosigkeit in Österreich, wobei heimische Ökonomen eher mit einer Stagnation rechnen. Dabei ist der Fall Deutschland ganz interessant: Während in den meisten Euroländern das Wachstum Ende 2018 sehr schwach war und im ersten Halbjahr 2019 angezogen hat, verhält es sich in Deutschland umgekehrt – dort schwächelt die Konjunktur zunehmend. Größtes Sorgenkind in Europa bleibt Italien – zumindest laut Ausblick der Währungsfonds-Ökonomen.

2019 dürfte die Wirtschaft des Eurolands überhaupt nicht wachsen, für das kommende Jahr sind äußerst moderate 0,5 Prozent prognostiziert. Dagegen soll es in Griechenland bergauf gehen. Weiter robust bleibt die Entwicklung in den meisten osteuropäischen Ländern wie Polen, Ungarn und der Slowakei. In den USA wird die Wirtschaft heuer nochmals um kräftige 2,4 Prozent wachsen, ehe dann 2020 eine Abschwächung kommt.

Ähnlich – nur auf höherem Niveau – ist die Entwicklung in China. Die Unsicherheiten bleiben groß, so der IWF. Viel hänge davon ab, wie sich der Handelsstreit zwischen China und den USA entwickelt und ob es doch noch einen Brexit-Deal gibt. (András Szigetvari, 15.10.2019)