Drei junge Männer werden nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt auf diversen Social-Media-Kanälen als selbstlose Retter gefeiert, auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) fand bei seiner Pressekonferenz eine lobende Erwähnung für sie.

ORF

Zwei türkischstämmigen Kampfsportler haben bei den Ereignissen am Montagabend in der Innenstadt nach eigenen Angaben einer älteren Frau und einem angeschossenen Polizisten geholfen. Wie einer der beiden schildert, hätten sie noch einen "letzten Kaffee vor den Ausgangssperren" trinken wollen, dabei seien sie "mitten im Gefecht gelandet". Zunächst hätten sie einer älteren Dame geholfen, sich in Sicherheit zu bringen. Danach entdeckten sie einen verwundeten Polizisten, der augenscheinlich "schwer getroffen" worden war. "Wir konnten nicht zuschauen", sagt der junge Mann in dem Video. Daher habe er ihn gemeinsam mit seinem Begleiter geschultert und zum Krankenwagen gebracht.

Selbst hätten sie leichte Verletzungen davongetragen. Am Ende der Schilderung betont der Mann: "Wir türkischstämmige Muslime verabscheuen jegliche Art von Terror, wir stehen zu Österreich, wir stehen für Wien. Wir respektieren Österreich." Egal was passiere, "wir sind jederzeit zu Hilfe bereit".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die beiden "Helden" des Wiener Attentats per Videocall angerufen und ihnen für ihre Zivilcourage gedankt. "Ich bin mir sicher, dass ihr den Frieden und das Schöne repräsentieren werdet", sagte Erdogan laut einem Tweet des türkischen Staatssenders TRT vom Dienstag.

Der Sender berichtete, wie die beiden Männer den Videocall mit Erdogan per Handy gemeinsam mit anderen Männern führten. "Wie lange bist du schon in Österreich?", ist die Stimme des Präsidenten samt deutscher Untertitelung auf dem Video zu erkennen. "Seit 31 Jahren. Als Sie in Haft waren, habe ich (meinen Sohn, Anm.) Recep Tayyip nach Ihnen benannt", antwortet einer der Versammelten. Die Geehrten zeigten sich sehr erfreut über den Anruf des türkischen Präsidenten.

"Gestern war natürlich Angst dabei. Ich war voller Adrenalin. Aber Angst lässt einen Sachen machen, für die man sonst nicht fähig wäre", sagte einer der beiden dem "Kurier". Dieser berichtet auch über eine weitere Person, die den angeschossenen Polizisten hinter einer Betonbank in Sicherheit gebracht und Erste Hilfe geleistet habe, noch bevor dieser von dem Duo zum Rettungswagen geschleppt wurde.

Osama Joda, der bei McDonald's am Schwedenplatz arbeitet, sagte dem "Kurier" über den Attentäter: "Er versteckte sich in einer geschlossenen Garagenausfahrt und feuerte auf Passanten." Er und sein Filialleiter hätten sich versteckt und hinter einer Betonbank in Sicherheit gebracht. Als zwei Polizisten zu Hilfe kamen, habe der Attentäter auch auf sie das Feuer eröffnet, wobei ein Beamter getroffen wurde. Er habe den Polizisten dann hinter die Betonbank gezogen und versucht, die Blutung zu stoppen. Der Attentäter feuerte unterdessen weiter und flüchtete erst, als weitere Polizisten dazustießen.

Die Familie des jungen Palästinensers kam im Vorjahr in die Schlagzeilen, weil sie ein Haus in der niederösterreichischen Gemeinde Weikendorf kaufen wollte, was der Bürgermeister zunächst abgelehnt hatte, nach einem Rechtsstreit wurde dann aber doch eingelenkt, wie DER STANDARD berichtete. (red, 3.11.2020)