Frauen mit Kopftuch seien besonders von Diskriminierung betroffen, heißt es von der Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus.

Foto: DerStandard / Regine Hendrich

Der Antirassismusverein Zara und die Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus nehmen seit dem islamistischen Terroranschlag am 2. November in Wien vermehrt Vorfälle von antimuslimischem Rassismus wahr. An Zara haben sich demnach innerhalb einer Woche mehr als 60 Betroffene gewandt. Vergeichszahlen speziell zu antimuslimischem Rassismus aus früheren Wochen liegen zwar nicht vor, klar sei aber, dass die Zahl "wahnsinnig hoch" sei, sagt eine Sprecherin. Gemeldet wurden neben Beschimpfungen auf Social Media einige Attacken im öffentlichen Raum und auch im engsten Wohnumfeld.

Betroffen sind laut Zara und der Dokustelle besonders muslimische Frauen, die Kopftuch tragen. "Das war immer schon so, weil sie durch das Kopftuch besonders sichtbar sind und zur Zielscheibe werden", sagt eine Sprecherin der Dokustelle. Unter den gemeldeten Fällen sei beispielsweise eine muslimische Mutter, die auf dem Schulweg mit ihrer Tochter beschimpft worden sei, eine Frau, der ein Fremder mitten am Tag auf die Brust geschlagen habe, und eine junge Muslimin, die auf dem Wiener Hauptbahnhof von einem Mann mit den Worten "Terroristin! Terroristin!" angeschrien worden sei, ohne dass ihr jemand zu Hilfe gekommen sei.

Anstieg erwartet

Viele der Diskriminierungen hätten konkreten Bezug zu dem Anschlag von vergangener Woche, heißt es von Zara und der Dokustelle. So sei die Wohnungstür einer muslimischen Familie mit Zeitungsartikeln aus Boulevardmedien über den Terroranschlag vollgeklebt worden. In der oberösterreichischen Stadt Wels wurde zudem vergangene Woche eine Moschee mit beleidigenden Parolen beschmiert.

Einen Anstieg der Diskriminierungen habe man nach dem Anschlag erwartet, sagt die Sprecherin der Dokustelle. Viele Muslime hätten große Sorgen, dass sich Hass gegen sie oder ihre Kinder richten könnte. Dass die Regierung in ihren Statements zum Anschlag den Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft betont habe, sei gut, sagt die Sprecherin. Gleichzeitig halte sie aber das nun eilig vorgestellte Terrormaßnahmenpaket für demokratiepolitische gefährlich, da die Neuerungen teilweise nicht mit Menschenrechten vereinbar seien und außerdem zum Teil auf dem "Nichtbegriff" politischer Islam basierten, den jeder aufladen könne, womit er wolle. (jop, 13.11.2020)