Laut dem Gehaltsexperten Conrad Pramböck müsse der Return on Investment nach einem MBA-Studium differenziert betrachtet werden.

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Der Master in Business Administration (MBA) ist für Business-Schools ein lukratives Geschäft und für Karriereambitionierte beinahe ein Must-have. Die Programmvielfalt wird mit jedem neuen Studienjahr größer. Die Kosten für ein MBA-Programm sind hoch. An den renommierten US-amerikanischen Business-Schools kann sich die Studiengebühr für ein MBA-Programm mit über 200.000 US-Dollar (knapp 165.000 Euro) zu Buche schlagen. Die Lebenserhaltungskosten sind da noch nicht miteingerechnet. Im Vergleich dazu ist ein MBA-Studium in Österreich verhältnismäßig günstig. Zwischen gut 8000 Euro und 45.000 Euro müssen Studierende für einen Professional MBA investieren.

Corona-bedingt haben im letzten Jahr Online-MBAs stark aufgeholt. Der Vorteil: Sie sind kostengünstiger als Vorortprogramme und lassen sich zeitlich flexibler gestalten. Die internationalen Hochschulanalysten QS Quacquarelli Symonds haben erst kürzlich die angebotenen Programme analysiert und bewertet. Zum vierten Mal in Folge führt die spanische IE Business School das Ranking der besten Online-MBAs an. Die Studiengebühren belaufen sich dort auf 51.200 Euro.

Return on Investment

Noch immer viel Geld, aber lohnt sich die Investition auch? Laut dem Gehaltsexperten Conrad Pramböck müsse der Return on Investment differenziert betrachtet werden. In seinen Erhebungen gaben Absolventen eines MBA-Programms an, im Durchschnitt 30 Prozent mehr zu verdienen. Wichtiges Detail: aber nicht mehr im selben Job. "Es gibt keine Automatik, dass man mit einem MBA-Abschluss auch mehr verdient, das muss sich jeder selber erarbeiten", sagt Pramböck. Die befragten Absolventen, die nun mehr verdienen, hätten sich auf neue Jobs beworben.

An dieser Entwicklung habe auch die derzeitige Krise wenig geändert. "Gute Jobs werden einem nicht nachgeworfen." In Österreich sei das Verhältnis zum MBA anders als beispielsweise in Frankreich, Großbritannien oder den USA. Auch die Verzahnung mit der Wirtschaft könne nicht mit den US-dominierten Top-Business-Schools verglichen werden. Als Beispiel nennt er die Stanford Graduate School of Business, die bei sämtlichen MBA-Rankings immer auf einem der vorderen Plätze zu finden ist, und das Silicon Valley. Vergleichbares gebe es in Österreich nicht. Erstere ist auch die begehrteste Business-School. Ein Studienplatz ist dort schwer zu bekommen. Die Aufnahmequote liegt bei sechs Prozent.

Die österreichischen Business-Schools sind verhältnismäßig klein, haben noch keine lange Tradition wie in anderen Ländern und sind daher, so die Einschätzung von Pramböck, keine Kaderschmiede für Topjobs. Auch in den verschiedenen MBA-Rankings werden österreichische Business-Schools zwar immer besser bewertet, ganz vorne mitspielen können sie aber nicht. Österreichische MBA-Absolventen sind auch eher in der zweiten und dritten Führungsebene zu finden.

Faktor Netzwerk

Für ihn ist auch der Stellenwert des Netzwerks, das man sich während eines MBA-Studiums aufbauen kann, in Österreich niedriger. "Hier gibt es andere Netzwerke, die für einen Topjob wichtig sind, beispielsweise die Politik." Generell sind, so Pramböck, bei einem MBA-Studienprogramm lauter Gleichgesinnte zu finden, alle wollen Karriere machen. Wenn alle das Gleiche wollen, wird es für den Einzelnen aber schwieriger. Das Netzwerk ist dann auch kein Selbstläufer, sondern müsse von jedem selbst aufgebaut werden. Dennoch kann sich ein MBA auszahlen, wenn man genau wisse, was man will, ergänzt er. Und das Bildungsvorhaben auch mit dem Arbeitgeber besprochen werde. So können sich auch im Unternehmen neue Karrieremöglichkeiten eröffnen.

Nur wegen des Netzwerks würden sich die Kosten aber nicht rentieren, dafür gebe es kostengünstigere und genauso wirkungsvolle Alternativen. Am meisten würden Nichtwirtschafter – also Techniker oder Juristen – davon profitieren können. Für sie seien wirtschaftliche Kompetenzen für die weitere Karriere sicherlich von Bedeutung, sei doch inhaltlich vieles ähnlich zu einem Wirtschaftsstudium. Ein MBA-Studium sei aber nicht für jeden der richtige Weg, um auf der Karriereleiter voranzukommen. "Es gibt keinen Automatismus." (Gudrun Ostermann, 10.5.2021)