FFP2-Masken im Unterricht – erst sollten sie zur Pflicht werden, aber das wurde nach Einwänden zurückgenommen.

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Wien/Linz – Für viele oberösterreichische Schülerinnen und Schüler war der Unterricht am gestrigen Dienstag rasch vorbei – und das Chaos in etlichen Konferenzzimmern sowie unter vielen Eltern perfekt. Grund dafür ist ein Erlass der Bildungsdirektion mit dem auf den ersten Blick unaufgeregten Titel "Neuerungen Kontaktpersonenmanagement".

Das Schreiben erging am späten Montagnachmittag an die Schuldirektionen im Land. Mit durchaus brisantem Inhalt: Bei nur einem positiven PCR-Fall muss die komplette Klasse abgesondert werden. Ist hingegen ein Schüler oder eine Schülerin geimpft, was bis zur sechsten Schulstufe nur "off-label" möglich ist, oder aber genesen, so muss er oder sie per Anweisung im Präsenzunterricht verbleiben.

Heißt konkret: Am Montag wurde an den Schulen PCR-getestet, also ereilte bereits am Dienstag viele Familien die überraschende Botschaft, dass ihre Kinder bis zu zehn Tage in Quarantäne geschickt werden.

Zu übermittelnde Kinderdaten

Hintergrund ist der mit nur 20 Prozent Aufklärungsquote weitgehende Zusammenbruch des Contact-Tracings in Oberösterreich. Aufgrund der Vielzahl an Erkrankungsfällen und der dadurch resultierenden Überlastung der Gesundheitsbehörden könne eine Absonderung nur noch automatisiert passieren, heißt es in dem Schreiben der Bildungsdirektion.

Dafür müssen die Schulen die dafür notwendigen Daten ab sofort Standardisiert übermitteln. Direktionen müssen mittels Excel-Dateien nachhelfen, in denen Klasse, Name, Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort, Mailadresse, Geburtsdatum und Impfstatus eingetragen werden.

Quarantänemaßnahmen wie diese lägen allein in der Verantwortung der Gesundheitsbehörden, sagt dazu Debora Knob, Sprecherin von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Diese und nicht die Schulen seien für das Contact-Tracing zuständig. Tatsächlich widersprechen die oberösterreichischen Klassenschließungen nach bereits einem Positivfall der gesetzlichen Grundlage für die neuen Regelungen aus dem Ministerium. Die Quarantäne sei "auf die Sitznachbarn und andere enge Kontaktpersonen" zu beschränken und nach einem negativen PCR-Test fünf Tage später wieder aufzuheben, heißt es im Ministeriumserlass – obwohl Experten wie etwa der Mikrobiologe und PCR-Gurgeltest-Mitentwickler Michael Wagner das in der aktuellen epidemischen Lage als viel zu lax kritisieren.

Erlass erst am Dienstagmorgen

Besagter Ministeriumserlass ließ lange auf sich warten. Konkret erreichte er die Schuldirektionen erst Dienstagmittag per Mail aus dem Bildungsministerium. Davor hatte man in Schulen und Landesbildungsdirektionen also ohne rechtliche Grundlage improvisieren müssen. Noch länger brauchte die ministerielle Verordnung, auf der der Ministeriumserlass fußt. Sie wurde am Dienstag erst weitere zwei Stunden später kundgetan. Man habe sich noch "mit dem Koalitionspartner akkordieren müssen", erklärte das Faßmann-Sprecherin Knob.

Vor diesem Hintergrund wundert es wenig, dass es zu Wochenbeginn in den Schulen auch in Sachen Maskentragen zu Verwirrung kam. Begonnen habe das Durcheinander am Sonntag gegen 18 Uhr, als das Kommunikationsteam des Bildungsministeriums an alle Schuldirektionen eine Mail mit der Info geschickt habe, dass in sämtlichen Schulstufen von nun an FFP2-Masken zu tragen seien, berichtet der Lehrer und sozialdemokratische Lehrergewerkschafter Thomas Bulant.

Einwände gegen FFP2 für Schüler

Eine wahre Frage- und Protestlawine, so Bulant, sei daraufhin auf Ministerium und Bildungsdirektionen zugerollt. Am Montag habe das Ministerium daher relativiert. Für Schülerinnen und Schüler bis zur achten Schulstufe reiche ein Mund-Nasen-Schutz aus. Diese Schilderung weist Faßmann-Sprecherin Knob zurück. Vielmehr habe man "berechtigten Einwänden" stattgegeben – etwa, dass es vielerorts keine FFP2-Masken in Kindergröße gebe.

Für betroffene Eltern und Kinder in Oberösterreich – und nicht nur dort – führte dieses Prozedere indes zu Verwirrung. Am Montag hatten zahlreiche oberösterreichische Schulen in einem "Elternbrief" mit Verweis auf die Bildungsdirektion über die Tragepflicht von FFP2-Masken "bereits ab der Volksschule" informiert. Dem widersprach Oberösterreichs Bildungsdirektor Alfred Klampfer wenige Stunden später. Für Schüler bis zur achten Schulstufe sei ein Mund-Nasen-Schutz ausreichend, erst ab der neunten Schulstufe sei die FFP2-Maske Pflicht.

Der neue Ministeriumserlass bleibt zum Thema Masken unentschlossen. Überall dort, wo in früheren Erlassversionen Mund-Nasen-Schutz erwähnt wird, wurde einfach "oder FFP2-Maske" hinzugefügt. Darüber hinaus sieht die gesetzliche Anordnung regelmäßiges Testen für alle vor, auch für geimpfte Schüler. Schulveranstaltungen soll es keine geben, Elternsprechtage nur online stattfinden. In Salzburg etwa erhält das gesamte Schulpersonal darüber hinaus ab Mittwoch eine Einladung zur Auffrischungsimpfung. (Irene Brickner, Markus Rohrhofer, Stefanie Ruep, 17.11.2021)