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Die Polizei in Ottawa hat nun das Jugendamt wegen Kinder in den Trucks eingeschaltet.

Foto: REUTERS/Patrick Doyle

Die kanadische Hauptstadt befindet sich weiterhin im Ausnahmezustand. Die Polizeieinheiten Ottawas versuchen zwar, die Proteste der Trucker aufzulösen, doch noch immer befänden sich "unberechenbare" und "entschlossene" Demonstranten in der Stadt, heißt es seitens der Behörden. Seit fast zwei Wochen blockieren tausende wütende Lkw-Fahrer die Straßen rund um das Regierungsviertel.

Die meisten Trucker äußerten ihren Unmut über die Corona-Maßnahmen der kanadischen Regierung und die Arbeit von Premierminister Justin Trudeau friedlich, doch zeigen sich die Polizeibehörden besorgt über die extremistische Rhetorik, die bei manchen Teilnehmerinnen und Teilnehmern laut wird. Rassistische und homophobe Slogans begleiteten teilweise das Hupkonzert, und manch einer tanzte auf dem Grab des unbekannten Soldaten am National War Memorial.

Kinder in Trucks

Gegen 80 Personen wurden bis dato strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet, zwei Dutzend Menschen wurden verhaftet. Der stellvertretende Polizeichef Steve Bell trat am Dienstag (Ortszeit) vor die Presse und beschwor die Menschen: "Kommen Sie nicht! Sollten Sie es doch tun, wird es Konsequenzen geben."

Polizeikräfte haben laut Bell zudem in rund 100 Trucks Kinder ausfindig gemacht und beim Jugendamt gemeldet. Es gebe hier aufgrund des Lärms, der Abgase und fehlender Hygiene Grund zur Sorge.

Grenze zu USA gesperrt

Nicht nur in der Hauptstadt blockieren die Trucks wichtige Verkehrsrouten. Auch Grenzübergänge zu den USA, wo der Protest Anfang Jänner begonnen hat, bleiben gesperrt.

Der kanadische Minister für öffentliche Sicherheit, Marco Mendicino, sagte zu Journalistinnen und Journalisten, dass er aufgrund der blockierten Ambassador Bridge, die die kanadische Stadt Winsor, Ontario, mit der US-Metropole Detroit verbindet, in Kontakt mit dem Bürgermeister von Windsor sei. An normalen Tagen fahren rund 8.000 Trucks über die Brücke – vor allem die Autoindustrie ist von der Blockade hart getroffen. Im Moment ist nur die Spur in Richtung USA geöffnet. Zusätzlich wurde laut Polizei in Alberta der Grenzübergang Coutts von Truckern blockiert, der in den US-Staat Montana führt.

Die Lkw-Fahrer fordern ein Ende der Impfpflicht für den Grenzverkehr. Dass es bei den massiven Protesten nur noch darum gehe, darüber ist sich die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, nicht mehr sicher, als sie feststellte, dass diese Verkehrbehinderungen weit über den Anlass des Protests gegen die Impfpflicht hinausgehen würden. (bbl, 9.2.2022)