Foto: APA/dpa/Philipp von Ditfurth

PRO: Das letzte bisschen Schutz

von Gabriele Scherndl

Eine Schule ist kein Wirtshaus. Das war schon immer so, das gilt auch in der Pandemie. In den vergangenen zwei Jahren war stets klar, dass in den Schulen eigene Corona-Regeln gelten. Das mag nicht immer einleuchten, das mag einem gewissen Kompetenzwirrwarr in der Regierung geschuldet sein. Aber das ergibt in der aktuellen Situation durchaus Sinn.

Natürlich kann man es eigenartig finden, wenn Kinder und Jugendliche auf dem Schulgang eine Maske tragen müssen, am Abend aber ganz ohne jede Masken- oder Zugangsregel ins Restaurant oder ins Kino oder sogar in den Club können. Aber was wäre die Konsequenz? Gar keine Regeln, nirgendwo? Dafür ist es dann doch zu früh.

Man könnte die Schulen aber auch mit einem Supermarkt vergleichen oder mit einer Arztpraxis. Kurz: mit jenen Orten, an die alle hin und wieder müssen, vielleicht aber nicht immer wollen – und die auch Risikopersonen nicht meiden können. Genau deswegen gilt überall dort noch immer die gelindeste Schutzmaßnahme der Maskenpflicht.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet sind die aktuellen Corona-Regeln an der Schule nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar schlüssig – ein Zeichen von Stringenz. Schüler und Schülerinnen haben die Pflicht zu lernen, sie haben auch das Recht dazu. Und sie alle – jeder und jede einzelne – haben das Recht, dass ihre Gesundheit dabei geschützt wird. (Gabriele Scherndl, 19.4.2022)

KONTRA: Unterricht im Absurden

von Markus Rohrhofer

Unsere Kinder und Jugendlichen haben mittlerweile über zwei Jahre im Ausnahmezustand verbracht, nachhaltig geprägt von Schulausfällen, Homeschooling, fehlenden sozialen Kontakten und nicht zuletzt dem Tragen von FFP2-Masken. Den in Pandemiehochzeiten unbestritten notwendigen Maßnahmen stehen enorme psychische Belastungen gegenüber, die Spuren insbesondere an den Seelen junger Menschen hinterlassen haben.

Es wäre daher jetzt angesichts der epidemiologischen Entspannungsphase höchst an der Zeit, auch an den Schulen mehr Normalität zu wagen und endlich die Maskenpflicht zu begraben. Doch man hält völlig verkrampft an einem Regelwirrwarr fest und schickt mit Schülern und Lehrern jene in die Maskenverlängerung, die ohnehin bisher mit am meisten unter den strengen Maßnahmen gelitten haben.

Es ist grotesk, dass Schüler am Platz, in der Klasse, im Speisesaal keine Masken tragen müssen, sehr wohl aber außerhalb der Klassenräume. Aber vielleicht liegt es an der Autorität des Lehrpersonals, dass sich das Virus nicht in die Klasse traut.

Die Massen drängen sich längst wieder ohne Masken in Fußballstadien, gehen ins Kino, besuchen Theater, lassen die Tanzflächen in den Discos beben und feiern zu hunderten im Bierzelt. Aber ausgerechnet an einem der letzten Orte, an dem noch verpflichtend getestet wird, hält man am Kapperl fürs Papperl fest. Absurdität gehört offensichtlich zum Lehrplan. (Markus Rohrhofer, 19.4.2022)