Beziehungsexpertin Natascha Ditha Berger rät im Gastblog, dass wir unsere Partner und Partnerinnen mehr wertschätzen sollen – vor allem bei Kleinigkeiten des Alltags.

Für Beziehungen gilt die goldene Regel: Sex ist gleich fünf zu eins. Zugegeben, das ist etwas reißerisch, und dennoch mag ich diese Eselsbrücke, weil sie einfach im Gedächtnis bleibt. Was Sie sich nämlich merken sollten, ist das Verhältnis von 5:1 – es braucht pro negativer Interaktion mindestens fünf positive Interaktionen, um kompensiert zu werden. Eine schwerwiegende Verletzung wird eher nicht mit fünfmal Blumen mitbringen kompensiert sein. Mit noch mehr Positivität, füllt man sein Konto aber weiter auf.

Rausgefunden hat das das Gottman-Institut in den USA, das seit fast vier Jahrzehnten Beziehungsforschung betreibt und die sogenannte Gottman-Konstante gefunden hat. Diese besagt, dass in stabilen und zufriedenen Beziehungen ein Verhältnis von positiven zu negativen Interaktionen mindestens 5:1 besteht.

Warum immer ich?

"Ich will, dass mein Partner, meine Partnerin mich mehr lobt – warum muss schon wieder ich anfangen?", fragen sich vielleicht einige. Die Sache ist, wenn Sie ihrer Beziehung etwas Gutes tun wollen, dann tun Sie einfach Gutes. Eigenverantwortung zu übernehmen ist das Stichwort. In meiner Praxis kann ich dieses Phänomen bestätigen. Eigenverantwortung ist für unser Leben wichtig. Und wenn wir Verantwortung für unsere Beziehung(en) übernehmen, stellt sich automatisch die Frage: Was trage ich zur Beziehungsgestaltung bei? Und was will ich gerne beitragen?

Die Imago-Paartherapie, eine spezielle Paartherapie, sagt sogar, dass jede Person zu 100 Prozent verantwortlich für ihre Beziehung ist. Dies betont den Eigenverantwortungsaspekt immens und ich mag daran besonders, dass es zur Selbstreflexion anregt.

Mehr Wertschätzung!

Gehen wir davon aus, dass Sie Ihre Beziehung(en) positiv beeinflussen wollen. Darum ist es wichtig, positive Interaktionen zu setzen. Eine einfache Basis wäre beispielsweise sich zu bedanken – auch für Kleinigkeiten des Alltags wie Kochen, Wäsche machen, Rasen mähen. Wir alle wollen wertgeschätzt werden, so auch unsere Partnerinnen und Partner. Machen Sie kleine Geschenke, sagen Sie Ihrem Partner, Ihrer Partnerin, wie gut er oder sie heute aussieht, oder nehmen Sie Ihrem Gegenüber eine Tätigkeit ab.

Ein Kompliment, ein einfaches "Danke" fürs Kochen oder ein kleines Geschenk sind wichtig für eine Beziehung.
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Bestimmt haben Sie Ihren geliebten Menschen schon mal beobachtet und sich gedacht: "Puh, siehst du gut aus, wie du das machst". Haben Sie dies auch mitgeteilt? Auch nach der ersten Verliebtheitsphase? Was macht Ihren Partner, Ihrer Partnerin Freude?

Wenn wir dies regelmäßig machen, dann ist die Basis gelegt, und der eine oder andere Ausrutscher schnell verziehen. Denn Kritik, Geringschätzung, Schuldzuweisung machen auf Dauer jede Beziehung kaputt. Wenn der Haussegen schief hängt, ist der Sex größtenteils auch nicht so prickelnd. Wenn die 5:1-Regel gelebt wird, wirkt sich dies auch oft positiv auf das Sexleben aus.

Feedback-Sandwich

Wenn Sie etwas Negatives wahrnehmen, gibt es auch mehrere Möglichkeiten, das zum Ausdruck zu bringen. Kennen Sie das Feedback-Sandwich? Zuerst sagt man etwas Positives, dann die Kritik, und dann wieder etwas Positives. Dadurch wird die Kritik von zwei positiven Rückmeldungen umrahmt. 2:1 sozusagen.

Diese 2:1-Basis ist schon mal leichter verdaulich. Und ein 5:1-Sandwich wäre wohl noch vielversprechender. Das Feedback-Sandwich wird oft in Kommunikations-Workshops für Firmen gelehrt. Dort hört man allerdings auch: "Ned gschimpft is globt gnua". Diesen Satz österreichischer Reinkultur haben die meisten schon mal gehört. Und: nein, das wirkt nicht positiv, weder im Office noch privat. "Zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben" ist ja nicht, was wir uns wünschen – auch emotional gesehen. Dass Sie diesen Blogbeitrag bis zum Schluss gelesen haben, zeigt, dass Sie ein Interesse daran haben, ihre Beziehung positiv zu gestalten. Sie wissen jetzt ja, was Sie zu tun haben. (Natascha Ditha Berger, 22.4.2022)