München - Mit einer aufwendigen Erbgutuntersuchung wollen Wissenschafter aus den USA der Geschichte der Menschheit näher auf die Spur kommen. In dem fünfjährigen Forschungsprojekt solle die Besiedelung der Erde durch den Menschen nachgezeichnet werden, kündigte der US-Anthropologe und Leiter von "The Genographic Project", Spencer Wells, in München an.

"Wir hoffen, die Entwicklung bis zu 100.000 Jahre zurückverfolgen zu können", erläuterte Wells. "Erste Ergebnisse werden wir voraussichtlich im kommenden Jahr veröffentlichen." Die Zeit dränge, denn immer mehr Menschen zögen in andere Regionen der Welt, so dass sich die Erbgutinformationen untereinander vermischten.

Ursprung in Afrika

Die Ursprünge der Menschheit liegen nach bisherigen Erkenntnissen in Afrika. Jedoch seien die genauen Wanderungsströme unklar, sagte der Anthropologe. In den kommenden fünf Jahren sollten insbesondere die Genproben von 100.000 Menschen der indigenen Bevölkerung weltweit ausgewertet werden. Außerdem sollen Freiwillige für 99,95 Dollar ein Set bekommen, um ihre persönliche Genprobe einschicken und so ihre individuelle Herkunft herausfinden zu können. Das Projekt, das von dem Computerhersteller IBM unterstützt wird, werde rund 40 US-Millionen Dollar (rund 31 Millionen Euro) kosten.

Mitochondrien-DNA analysiert

Bei der Methode werden genetische Marker analysiert, die aus den Y-Chromosomen der Männer und der DNA der weiblichen Mitochondrien stammen. Diese speziellen Marker werden nur von Vätern auf die Söhne und von Müttern auf die Töchter weitergegeben. Die DNA der Frauen ermögliche sogar eine Rückverfolgung bis zu 160.000 Jahren, bei den Männern sei dies nur bis zu 60.000 Jahre möglich.

Der Datenschutz werde eingehalten. "Wir erheben keine medizinisch relevanten Gendaten", versicherte Wells. Der Versuch, mit genetischen Daten die Geschichte der Menschheit zu erforschen, sei nicht neu. "Es wird seit 50 Jahren in dem Bereich gearbeitet." Jedoch sei es die erste Studie dieser Größenordnung. Außerdem seien die wissenschaftlichen Instrumente in den vergangenen Jahren stark verbessert worden. (APA/dpa)