Sanierungsbedürftig: Das ORF-Zentrum Küniglberg.

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Geschätzte 50 Millionen Euro für die Sanierung des ORF-Zentrums auf dem Küniglberg möge die Anstalt sparen, sagt Pius Strobl. Der ORF-Stiftungsrat der Grünen sieht eine "historische" Chance, den ORF und seinen Personalstand an heutige Anforderungen anzupassen.

30 Jahre Haltbarkeit

"Visionär" hätten Architekt Roland Rainer und Generalintendant Gerd Bacher das ORF-Zentrum Anfang der Siebzigerjahre angelegt: 30 Jahre Haltbarkeit garantierte Rainer. Länger passe ein Gebäude beim rasanten Wandel der elektronischen Medien ohnehin nicht. Die kostspielige Sanierung garantiert laut Gutachten nur weitere 40 Jahre.

Die Gelegenheit möge der ORF doch nützen, die Burg zu verkaufen. Notfalls für einen Euro. Oder sie der Stadt Wien zurückgeben, die dem ORF den Baugrund für wenig Geld überließ. Als Sanatorium oder Altersheim zum Beispiel, sinniert Strobl im Gespräch mit dem STANDARD. Die Lage sei ja nicht die schlechteste.

Das "größte Restrukturierungsprojekt Österreichs"

105.000 Quadratmeter habe die ORF-Burg in Wien-Hietzing. 40.000 bis 60.000 brauche sie höchstens, meint der langjährige ORF-Kenner. Das böte die "Riesenchance" für das "größte Restrukturierungsprojekt Österreichs". Strobls Devise: So viele Funktionen auslagern wie möglich. Der ORF brauche zum Beispiel keine eigenen Werkstätten für Studiodekorationen, keinen derartigen Verwaltungsapparat. Wenn Fluglinien ihre Ticketverrechnung nach Indien auslagerten, warum nicht der ORF ähnliche Funktionen?

Mehr als 4400 Mitarbeiter weist der ORF in seiner Konzernbilanz aus. 3000 reichten, meint Strobl, davon 2000 in der Wiener Zentrale. Zwei Drittel davon unmittelbar mit Programm beschäftigt, ein Drittel mit Verwaltung. Derzeit schätzt er das Verhältnis auf dem Küniglberg eher umgekehrt ein.

"Verlockende Chance"

ORF-Direktor Alexander Wrabetz sind die Vorzüge des Auszugs "nicht auf den ersten Blick" so klar wie Strobl. Wenngleich er durchaus eine "verlockende Chance" darin sieht, dass sich "der ORF neu erfindet". Beide Varianten - Sanierung oder ORF auf die grüne Wiese - würden aber gleichwertig geprüft.

Nicht wirklich nötig, findet indes der mächtige bürgerliche Zentralbetriebsratschef Heinz Fiedler. Er lehnt es rundweg ab, den Küniglberg zu verlassen. Die Burg auf dem Berg sei "Identifikationsobjekt". Und ein Neubau bestimmt nicht billiger als die Sanierung ihrer "Außenhaut". (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 13.9.2005)