Prügel von der Polizei
Für Cavid Sadiqov endete der Wahlabend deshalb mit einer Tracht Prügel der Polizei. Sein Mantel ist voller Staub, das linke Auge geschwollen. So viel zumindest lässt sich auch noch im halbdunklen Schulhof erkennen. Durch das Gittertor erzählt er von der Stimmauszählung, die ganz normal begonnen habe, bis plötzlich die Polizei hereinstürmte und die Wahlkommission und deren Beobachter, darunter Sadiqov, aus dem Zimmer jagte.
Den Schuleingang hält die Polizei in dieser Sonntagnacht, mehr als drei Stunden nach Schliessung der Wahllokale immer noch versperrt. In der "278. Schule" und einem halben Dutzend anderer in Surhanade ist es nicht anders. Wahlkommissare stehen ratlos an den Fenstern und machen Zeichen, dass Männer mit Schulterklappen - Polizisten eben - in den Wahllokalen sind.
Dann geht mit einem Mal doch die Tür auf und ein Mann im Anzug stürmt heraus. "Die ganze Welt wird sehen, dass wir keine gerechten Wahlen in Aserbaidschan haben", ruft er. 220 Stimmen von 424 seien hier für Ali Kerimli, den Volksfront-Chef gezählt worden. Als das Ergebnis feststand, seien drei Polizisten gekommen und hätten die Wahlurnen mitgenommen, berichtet Kaukas Mammedow, der Mitglied der Wahlkommission ist.
Teilweise noch das Protokoll in Händen
In mindestens elf Wahllokalen in Surhanade-2 hat Kerimli nach Angaben von Wahlkommissionsmitgliedern oder deren Beobachter gewonnen. In einigen Schulen halten die Kommissionsmitglieder noch das Protokoll in den Händen, auf dem das Ergebnis für den Oppositionsführer und seinem Gegner von der regierenden Neuen Aserbaidschan-Partei (YAP), Garahanow, aufgelistet. Nur der Stempel fehlt.
Am Montag, so ist die Befürchtung, wird ein neues Stimmenprotokoll auftauchen, gestempelt und unterschrieben vom jeweiligen Vorsitzenden der Wahlkommission - und Kerimli ist um seinen Parlamentssitz gebracht.
Massive Verletzungen des Wahlgesetzes