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Microsoft Vize-Präsident und Chef der Windows-Abteilung: Jim Allchin.

Foto: REUTERS/Anthony P. Bolante

Es gab einmal – lange ist es her – eine Kino-Werbung einer Tageszeitung, in der die Zuseher aufgefordert wurden in die Pizzeria "Lambrusco" zu kommen. Der letzte Satz "Kommen Sie in die Pizzeria Lambruso – BITTE", blieb hängen und er ist auch jetzt im Ohr wenn man sich die Aussagen von Microsofts Windows Chef Jim Allchin (Bild) anhört: Die Kernaussage lautet: Kaufen Sie Windows Vista, wenn nicht wegen der neuen bunten Oberfläche und der zahlreichen neuen Funktionen, so doch wegen der Sicherheit – nur das BITTE hat gefehlt.

Für die Sicherheit

"Wenn neue Features Sie nicht zum Umstieg auf Vista bewegen, so sollten es die Sicherheitsverbesserungen tun", meinte Jim Allchin. Ende des Jahres schickt Microsoft sein neues Betriebssystem ins Rennen und bietet unter anderem "flashige" neue Grafiken, ein aufgepepptes User-Interface, verbesserte Suchfunktionen, eine Windows Sidebar sowie Touchscreen-Unterstützung. Aber all diese neuen Funktionen sind für Unternehmen nicht so interessant, dass ein früher Wechsel von Windows XP auf Vista wirklich notwendig wäre.

Böse Angreifer

Bei Microsoft beurteilt man dies naturgemäß anders: Vista wäre auf jeden Fall einen Wechsel wert wenn nicht wegen dieser Features, so eben wegen den besseren Schutzmechanismen gegen Phishing, Spyware und anderen schädlichen und bösen Angriffen. "Sicherheit ist das schlagkräftigste Argument warum man Windows Vista haben sollte", so Allchin. "Auch wenn man sich nicht für Home Entertainment oder andere spezielle Bereiche begeistern kann, man fühlt sich sicherer und besser wenn man es verwendet", meinte der Vizepräsident von Microsoft in einem Interview mit CNet.

Die Features

Allchin präsentierte aber dann doch noch einige der neuen Funktionalitäten – abseits der Sicherheitstools – die seiner Meinung nach für Windows Vista sprechen: So etwa ein Tool für die bessere Zusammenarbeit in Gruppen – ein so genanntes "Collaboration Tool", welches ein Features namens "People Near Me" beinhaltet, das über eine Wi-Fi-Verbindung nach anderen Vista-AnwenderInnen sucht und dann ein Peer-to-Peer-Netzwerk mit diesen aufbaut. Das Tool ist vor allem für Notebook-UserInnen gedacht, die Applikationen und Daten teilen wollen.

Kindersicherung

Allchin stellte zudem auch die neuen Kindersicherungs-Funktionen in Vista vor. Nicht nur, dass Eltern einstellen können, welche Webseiten ihre Schützlinge besuchen können, sondern auch wie lange die Kinder online sein können. "Es sind im wahrsten Sinne des Wortes tausende Neuerungen in Vista", so Allchin weiter.

Für die wichtigen Daten

Um wichtige Daten zu schützen hat sich Microsoft mehrere Sicherheitsfunktionen einfallen lassen: So etwa die "BitLocker Drive Encryption" die Daten schützen soll, wenn Rechner gestohlen oder verloren werden. Die Verschlüsselung arbeitet in Verbindung mit einem Chip bekannt als "Trusted Platform Module". Zudem können Administratoren zentral verhindern, dass AnwenderInnen externe Geräte, wie etwa USB-Laufwerke, anschlließen können. So soll unter anderem der Diebstahl wichtiger Unternehmensdaten unterbunden werden.

Virtuelle Folder

Eine Funktion, die bislang noch nicht in den Beta-Versionen von Windows Vista zu finden war, bald aber kommen soll, sind die so genannten virtuellen Folder. Die enthalten Dateien können nach speziellen Kriterien sortiert werden – etwa wer das Dokument erstellt hat – und egal wo diese Dokumente abgespeichert wurden. Microsoft wollte diese neue Technik eigentlich einsetzen um die bisherige Standard-Ansicht, die den tatsächlichen Platz an dem die Daten gespeichert sind, also etwa die Festplatte anzeigen, zu ersetzen. Die virtuellen Folder sollen sich in der kommenden Vorversion bereits finden, wenn auch noch nicht so prominent, wie es die Entwickler gerne gesehen hätten – denn die Standard-Ansicht bleibt vorerst bestehen, die UserInnen müssen erst manuell auf die neue Sicht wechseln.

Schnell gehackt

Ein Standard-Windows XP-Rechner wird in dem Moment in dem er mit dem Internet eine Verbindung aufgebaut hat, angreifbar und wird sofort gehackt. Das Service Pack 2 hat dieses Faktum signifikant verbessert und dank automatischer Updates und einer Firewall können die UserInnen ohne Probleme surfen. Vista will aber weitaus weiter gehen, sagt Allchin. Über die Zweiwege-Firewall haben wir schon berichtet. Weitere Verbesserungen machten die Entwickler bei der Portüberwachung. "Sobald versucht wir einen Port zu öffnen, der aus Sicht der Entwickler nicht geöffnet werden soll, so wird dieser sofort geschlossen". Auch werden die AnwenderInnen nicht automatisch "Administrator"-Rechte haben, sondern nur über eingeschränkte Rechte verfügen – hoffentlich haben die Entwickler hierbei auch wirklich etwas gelernt und SpielerInnen können auch ohne Administrator-Rechte ihrem Vergnügen frönen und müssen nicht wie unter Windows XP spielen.

Der "Standarduser"

Vista wird einen so genannten "Standarduser"-Modus bieten. Dieser hat am wenigsten Rechte. AnwenderInnen müssen zwar nun nicht mehr, wie in Windows XP, bei der Zeitumstellung nach ihrem IT-Administrator klingeln, doch Applikationen dürfen sie auch weiterhin nicht alleine installieren. Auch der Internet Explorer 7 wird per default in einer sichereren Standard-Stufe sein. Dennoch meint Allchin: "Ich würde niemals behaupten, dass dieses System 100-prozentig sicher ist. Sicherheit wird zu einer Frage für die gesamte Wirtschaft in allen Bereichen von Software, nicht nur im Betriebssystem".(red)