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Im Bild eine etwa 16 cm große Diagnosefigur chinesischer ÄrztInnen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts.
Foto: APA/Nauert
Perfekt soll er sein, der Körper. Schlank, straff, faltenlos. Und Rundungen bitte nur dort, wo sie - angeblich - hingehören. Dafür gibt es strenge Richtlinien: Schönheitskriterien. Wer dafür ursächlich verantwortlich zeichnet, lässt sich gar nicht mehr so genau zurück verfolgen. Tatsache ist dagegen, dass immer mehr Menschen ihren Körpern kritisch gegenüberstehen und sie eine veränderte Selbstwahrnehmung dazu bringt, sich unters Messer zu legen. Der Begriff Menschenmaterial kommt in der plastischen Chirurgie zu seiner vollen Bedeutung. Ein Material als ein Gegenüber des Menschen, das beliebig geflickt, beschnitten, geliftet, abgesaugt ... werden kann.

40.000 Op's im Jahr

In Österreich unterziehen sich jährlich etwa 40.000 Menschen einer Schönheitsoperation. Offizielle Zahlen in Deutschland belegen 660.000 Operationen der ästhetischen Chirurgie für das Jahr 2002. Tendenz stark steigend, nämlich jährlich weltweit um zehn bis 15 Prozent. Dabei nimmt auch die Zahl der Männer zu und liegt bereits bei 20 bis 25 Prozent. Für die ästhetische Chirurgie interessieren sich auch mehr und mehr Jugendliche. Berichte aus den USA belegen, dass in einigen Fällen Eltern ihren Töchtern bereits zur Matura eine Schönheitsoperation geschenkt haben. Dagegen ist der Prozentsatz der sehr jungen PatientInnen in Österreich noch gering.

"Schönheits-Tourismus" boomt

Da Schönheitsoperationen sehr teuer sind und die Kosten dafür die PatientInnen zum überwiegenden Teil selbst tragen müssen, weichen immer mehr OP-willige nach Osteuropa aus, wo die Preise wesentlich niedriger sind. Der "Schönheits-Tourismus" boomt wie nie zuvor. Hunderte Frauen pilgern monatlich nach Ungarn, Tschechien, Polen und Serbien, um dort günstig zu einer Fettabsaugung, Brustvergrößerung oder -verkleinerung, Nasenkorrektur, Facelifting, Lippenvergrößerung usw. zu kommen. Es gibt mittlerweile sogar eigene Agenturen, die sich darauf spezialisiert haben, PatientInnen für OP's nach Ungarn und Tschechien zu vermitteln.

Risiken und Komplikationen

Mit den Billigangeboten steigen jedoch die Gefahren einer mangelhaften oder sogar verpfuschten Operation. Das beginnt bereits bei den möglichen sprachlichen Hürden, die eine ausführliche Beratung und Betreuung erschweren können. Schönheitsoperationen laufen im europäischen Osten häufig am Fließband ab, daher wird für Beratungsgespräche wenig Zeit genommen. Seriöser ÄrztInnen sollten jedoch nicht nur über die Risiken der Behandlung informieren, sondern auch über die Grenzen des Machbaren und wenn nötig, einen Eingriff ablehnen.

Durch Pfusch und Schlamperei kann es für die Betroffenen zu verheerenden Folgen mit bleibenden Schäden oder Verstümmelungen kommen; sie können sogar tödlich enden. Wenn ÄrztInnen nicht ausreichend geschult sind, werden die Operationen unprofessionell und falsch durchgeführt. Die Bezeichnung "Schönheitschirurg" ist im osteuropäischen Raum nicht geschützt, deshalb ist auf den Titel "Fachärztin oder Facharzt für plastische Chirurgie" zu achten und die PatientInnen sollten sich anhand von Bildmaterial davon überzeugen, dass die ÄrztInnen auch auf dem Gebiet der ästhetischen Chirurgie versiert sind.

Weitere mögliche Mängel

Neben mangelnder Hygiene und Sparen bei der Nachbehandlung, entspricht das bei den OP's verwendete Material oft nicht den österreichischen Standards und ist von minderer Qualität. Es werden zum Teil sogar bei uns längst verbotene Brust-Implantate benutzt, da die Herstellerfirmen diese Produkte in den Osten abstoßen; sogar bereits abgelaufene Produkte kommen so in Verwendung. In Folge der verpfuschten Eingriffe ist viel Reparaturarbeit nötig, von Korrektur-OP's bis hin zu Not-OP's. (red)