Nach Österreich hat Opus Dei der verstorbene Kardinal Franz König geholt. Und der frühere Wiener Auxiliarbischof Kurt Krenn hat ihm in den 90er-Jahren die Universitäts-Seelsorge überantwortet. Eine Machtübernahme.

Rund 400 Mitglieder und über tausend enge Sympathisanten hat Opus Dei in Österreich. Weltweit sind es etwa 80.000, zwei Prozent von ihnen sind Priester. Nach Österreich geholt hat den 1928 gegründeten und in den 50er-Jahren erstarkten Orden ausgerechnet Kardinal Franz König. In einem Interview mit STANDARD-Redakteur Erhard Stackl befürwortete er 1992 seine Hilfe mit der Sympathie für "radikal gelebtes Christentum" ("Wenn du begriffen hast, dass der Leib dein Feind ist . . . warum fasst du ihn so weich an? Wort des Gründers).

Spanier in Wien

Zentrale Figur im österreichischen Netzwerk ist der St. Pöltener Bischof Klaus Küng, der vor seiner Ernennung zum Bischof der Diözese Feldkirch Regionalvikar des Opus Dei war. Seit dem Jahr 2000 übt diese Funktion der Wiener Jurist und Theologe Martin Schlag aus. Ihm zur Seite steht der ehemalige Wiener Korrespondent der spanischen Zeitung La Vanguardia Richard Estarriol, nachdem sich der "Numerarier" (ranghohes, Zölibatär lebendes Mitglied) Martin Kugler nach seiner Heirat mit der ÖVP-Gemeinderatskandidatin und Abtreibungsgegnerin Gudrun Lang von der Funktion als Pressesprecher hatte trennen müssen.

Wichtigster politischer Sympathisant war jahrelang Vizekanzler und Außenminister Alois Mock, bekannt als Opus-Dei-Mitglied ist auch der in den Nationalrat aufgerückte steirische ÖVP-Politiker Vincenz Liechtenstein. In der Juristerei besonders hervorgetreten ist der Salzburger Professor für Römisches Recht, Wolfgang Waldstein.

Wissenschafter

Seit 1996 sitzt in der Päpstlichen Akademie für das Leben der Wiener Arzt und ärztliche Direktor des Elisabeth-Spitals Univ. Prof. Johannes Bonelli. Seit 1990 ist er auch Direktor des IMABE-Instituts für medizinische Anthropologie und Bioethik. Der ausgewiesene Wissenschafter gibt gleichzeitig eine Buch- und Zeitschriftenreihe heraus.

Die umstrittenste Machtübernahme des Opus Dei war die der Wiener Hochschulgemeinde, inszeniert vom damaligen Auxiliarbischof Kurt Krenn. Wissenschafter wie Erika Weinzierl oder Politiker wie Franz Fischler, Erhard Busek und Josef Riegler wird die KHG nicht mehr produzieren. Die konservative Verengung wurde in Graz verhindert, ebenso wie in Innsbruck, wo an der Theologischen Fakultät immer noch die Jesuiten das Sagen haben. (DER STANDARD, Printausgabe 15./16.4.2006)