Wien - Personalverleiher Trenkwalder startet im September gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) ein Pilotprojekt zur Vermittlung von Arbeitskräften. Gemeinsam mit dem AMS-Vorstand wolle man der "Trägheit" am Arbeitsmarkt begegnen, meinte Firmen-Chef Richard Trenkwalder am Dienstagabend in Wien vor Journalisten. "Wir bekommen direkten Zugriff auf die AMS-Datenbank und können ohne Administration und ohne Zeitverlust damit arbeiten", betonte Trenkwalder.

Projekt bis Ende 2006

Der Trägheit am Arbeitsmarkt zu begegnen sei eine reine Informationssache. Es gehe hauptsächlich um die Frage: "Wo befindet sich die Arbeitskraft und wo die Nachfrage". Im Zuge dieses vorerst bis Jahresende 2006 befristeten Pilotprojektes seien die Trenkwalder-Datenbanken auf die AMS-Berufsbezeichnungen umgestellt worden. Durch die dann kurzen Informationswege solle die Vermittlung von Arbeitskräften beschleunigt werden. Derzeit dauere es beim AMS im Schnitt über 30 Tage, um eine offene Position zu besetzen. Eine Reduktion um fünf Tage hätte da schon Auswirkungen, so Trenkwalder.

Im Zusammenhang mit der geplanten engeren Kooperation mit dem AMS habe Trenkwalder einen Key Accountmanager des AMS zur Verfügung gestellt bekommen. Trenkwalder habe etwa das Problem, einige tausend Stellen im Jahr nicht besetzen zu können. Im Vorjahr seien es 3.500 gewesen. Auch ein Lehrer- Austausch werde erfolgen. Bereits bisher sei Trenkwalder der größte Abnehmer von Arbeitslosen des AMS gewesen. 2005 seien es 4.000 gewesen, heuer dürften es noch mehr werden. "Ich erwarte mir sehr viel von dieser Kooperation", so der Firmen-Chef.

"Austrian Eilands"

Generell erwartet sich Trenkwalder eine Verschärfung der Lage am österreichischen Arbeitsmarkt. "Wir können die Abwanderung von Einfachproduktionen nicht aufhalten", so Trenkwalder. Er vermisse markante Maßnahmen. Zur Entschärfung dieses Problems schlägt Trenkwalder die Gründung von "Austrian Eilands" vor, in denen regionale Billigproduktionen stattfinden sollten. Gleichzeitig sei ein Boom der Zeitarbeitsbranche zu erwarten. Bis 2007 werde der Anteil des Leasingpersonals in Österreich und noch mehr in Osteuropa weiter stark steigen. Derzeit beschäftigt die Zeitarbeitsbranche in Österreich laut Stichtagserhebung im Juli 2005 46.679 Zeitarbeiter, das sind 1,6 Prozent der unselbstständigen Beschäftigten.

Mit den bisherigen Geschäftsergebnissen 2006 zeigte sich Trenkwalder sehr zufrieden. Das Betriebsergebnis im ersten Quartal lag um sieben Millionen Euro über dem Vorjahr. Für 2006 ist ein Umsatz von über 500 Millionen Euro, davon 245 Millionen Euro in Österreich geplant. 2004 waren es 400 Millionen Euro. "Wir werden einen satten Ertrag einfahren", so Trenkwalder. Mit dem größten österreichischen Einzelkunden Magna stehe der Abschluss eines Rahmenvertrages für alle Magna-Standorte in Europa kurz bevor.

Weiteres Wachstum in Ost- und Südosteuropa

Trenkwalder beschäftigte 2005 in Österreich und in zwölf weiteren - vor allem osteuropäischen - Ländern 31.000 Mitarbeiter. Wachsen will der Personalbereitsteller hauptsächlich in Ost- und Südosteuropa, vornehmlich durch Akquisitionen. In Bulgarien und Rumänien sollen bis Jahresende Filialen eröffnet werden, nächste Stationen sind Russland, Polen, Griechenland und die Türkei.

Zum möglichen Börsegang meinte Trenkwalder, bis Jahresende 2007 werde sich entscheiden, ob es überhaupt dazu kommen werde. Es gebe auch andere Lösungen, um 100 Millionen Euro frisches Geld zu bekommen, womit ein Zukauf von 500 Millionen Euro Umsatz möglich wäre. Alternativen wären Joint-Ventures mit internationalen Zeitarbeitsfirmen oder der Einstieg von Finanzinvestoren. Es gebe laufend Gespräche mit allen möglichen Interessenten. An einen Komplett-Verkauf sei aber nicht gedacht. Damit zusammenhängend werde es in der Zentrale in Schwadorf zu einer Trennung des internationalen und Österreich-Geschäftes kommen.

Sehr viel erwartet sich Trenkwalder auch vom neuen Angebot an Klein- und Mittelbetriebe, die Arbeitszeiterfassung, Lohnabrechnung und gemeinsam mit einer Bank die Vorfinanzierung der Löhne zu übernehmen. Die Projektbeschreibung dazu sei schon fertig, in einem ersten Schritt sei die Lohnabrechnung für bis zu 30.000 Beschäftigte geplant. (APA)