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Ende September startet die ORF-Sendertochter ORS ihre Infokampagne zum Umstieg auf digitales Antennenfernsehen.

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Grafik: Wo Sie ab 26. Oktober digitales Antennenfernsehen bekommen.

Frage: Was bringt Digitalfernsehen?

Antwort: Mehr Kapazität: Analog passt auf jeden Fernsehkanal ein Programm. Digital bietet derselbe Kanal Platz für drei, vier Programme. Die ORS verspricht besseren Ton und Bild. Und es ermöglicht mobilen Fernsehempfang.

Frage: Was ist DVB-T?

Antwort: "DVB" steht für Digitalfernsehen, "T" für "terrestrisch", also über Antenne, im Gegensatz zu DVB-S (Satellit) oder DVB-H (über Handy). Mit hochauflösendem Fernsehen HDTV hat das nichts zu tun.

Frage: Was geht mich Digitalfernsehen an?

Antwort: Wenn all Ihre Fernsehgeräte am Kabelnetz hängen und Sie nie unterwegs "Reich und schön" schauen wollen: nichts. Auch alle Fernsehgeräte mit digitalem Satellitenempfang braucht der 26. Oktober nicht weiter zu kümmern. Aber: Wer Satellitenprogramme noch analog empfängt und wer sich die bunten Bilder alleine über Antenne auf den Schirm holt, braucht ein Zusatzgerät pro Fernseher, Video-, DVD- oder Festplattenrecorder: eine Settop-Box, also einen Decoder. Wenn Ihre Geräte solche Decoder für digitales Antennenfernsehen nicht schon eingebaut haben. Decoder für Digitalsatellit können die Antennensignale nicht empfangen.

Frage: Und wenn ich mir keinen Decoder kaufe?

Antwort: Sehen Sie bald schwarz: Spätestens sechs Monate nach dem Sendestart wird in den digital bestrahlten Gebieten das analoge Signal abgedreht. Alternative: digitaler Satempfang.

Frage: Was kosten Decoder?

Antwort: Ab 100 Euro für Geräte, die mit MHP (Multimedia Home Platform) etwas anfangen können. MHP ermöglicht, den aufwändigeren neuen Teletext zu empfangen oder elektronische Programmführer zu nutzen. Decoder ohne MHP-Fähigkeiten gibt es günstiger.

Frage: Werden die Decoder wenigstens gefördert?

Antwort: Ja, aber nicht alle. Die ersten 100.000 Haushalte im Empfangsgebiet, die sich einen MHP-tauglichen Decoder anschaffen, bekommen einmal 40 Euro Förderung. Gutscheine werden allen TV-Gebühren zahlenden Haushalten zugesandt. Zudem bekommen die 320.000 von Gebühren befreiten Haushalte 40 Euro Förderung für den Decoderkauf. Auch sie müssen MHP-Decoder wählen. Fernseher mit eingebautem Decoder werden ebenso gefördert, soferne sie MHP verstehen.

Frage: Warum werden nur MHP-Geräte gefördert?

Antwort: Zusatzdienste sollen digitales Antennen-TV attraktiver machen. In Deutschland liefert das digitale Antennenfernsehen gut ein Dutzend heimische Programme ohne Kabelgebühr und Satellitenschüssel. Österreich hat nur drei nationale Vollprogramme. Die EU erlaubt zudem laut ORF nur Förderungen für MHP-taugliche Geräte, weil sie ein "erhebliches Investitionshindernis" lindern. Gegen die Förderung ausschließlich vom TÜV geprüfter, mit buntem DVB-T/TÜV-Pickerl versehener MHP-Geräte erwägen Hersteller anderer Decoder nach Standard-Informationen rechtliche Schritte.

Frage: Was bekomme ich zu sehen?

Antwort: ORF 1 und ORF 2 vom Start weg. ATV pokert noch um den Preis, wird aber wohl dabei sein. Ohne Zuschauer keine Werbekunden. Die ORS soll ATV als Alternative angeboten haben, erst auf dem zweiten so genannten Multiplex im Frühjahr 2007 zu starten. Multiplexe sind Programmbündel auf einer Frequenz. Doch der zweite Multiplex ist schwächer und für Regionalprogramme vorgesehen, die ebenso über die Kosten stöhnen. Die ORF-Sendertochter kündigt drei weitere Programme für das Frühjahr an. Der ORF will jedenfalls seinen Sport-Spartenkanal dabei haben.

Frage: Kann ich auf dem Computer digital fernsehen?

Antwort: Auch unterwegs am Laptop. Längst gibt es unzählige TV-Karten zum Einbau und USB-Lösungen. Im Auto liefert erst Handy-DVBT ansehnliche Ergebnisse.

Frage: Wann kommt Handy-TV über Digitalfernsehen?

Antwort: Noch diesen Herbst will die ORF-Sender ORS Handy-TV mit einem Pilotversuch in Wien und Salzburg testen. Der zweite Multiplex soll dafür dann mehr Kapazitäten schaffen.

Frage: Kommt digitales Antennenfernsehen in ganz Österreich?

Antwort: Ja, aber nicht gleich: Am 26. Oktober startet die ORF-Sendertochter Digital-TV in allen Landeshauptstädten und ihrem Umland. Die Karte links (Grafik) zeigt dunkelblau, wo digitales Antennenfernsehen in der ersten Phase voraussichtlich mit Zimmerantenne zu empfangen ist, hellblau, wo man dafür eine kleine Außenantenne braucht und grün, wo es nur mit Dachantenne zu haben ist. Außerhalb der Ballungsräume drohen teilweise harte Umstiege ohne Parallelbetrieb. Ende 2006 sollen 70 Prozent der Bevölkerung mit digitalen Signalen versorgt sein, bis Ende 2010 95 Prozent. Dann ist ganz Schluss mit Analog-TV.

Frage: Habe ich meine Ruhe, wenn ich im Herbst umsteige?

Antwort: Nicht ganz: Wenn die ORS im Frühjahr die ersten analogen Signale abdreht, verfrachtet sie ORF 1, ORF 2 und ATV digital auf diese bessere Frequenzkette. Also heißt es im Frühjahr: Nochmals Sendersuchlauf betätigen.

Frage: Was passiert mit meinem kleinen Fernseher in der Küche, im Kinderzimmer?

Antwort: Für jedes Gerät, seine Programme digital über Antenne empfangen soll, braucht es einen eigenen Decoder.

Frage: Wie vertragen sich große Plasma-Bildschirme mit DVB-T?

Antwort: Nicht optimal. DVB-T bringt zwar stabileren Empfang und bessere Bild- und Tonqualität als analoges Fernsehen. Für richtig große Fernseher ist aber digitaler Satellitenempfang deutlich besser.

Frage: Wenn ich keinen Decoder habe, kein Kabel und keinen Satempfang, aber einen Fernseher: Muss ich dann Gebühren zahlen?

Antwort: Sofern Sie weder Radio noch PC mit Internetzugang oder gar TV-Karte haben, dann nein, sobald keine analogen Signale mehr herumschwirren.

Frage: Wozu das Theater?

Antwort: Der Umstieg vom digitalen Antennenfernsehen ist eine EU-Initiative, um Frequenzen besser zu nutzen. Auch sollen so Onlinedienste Menschen ohne Internetanschluss zugänglich werden. (Harald Fidler/DER STANDRD, Printausgabe, 15.9.2006)