Windows Vista ist ohne Frage das bisher beste Betriebssystem, das Microsoft entwickelt hat. Rund drei Monate vor Auslieferung der Software ergibt der Praxistest mit der aktuellen Vorabversion: Vista bietet mehr Sicherheit, mehr Übersicht und mehr Spaß als das bereits fünf Jahre alte Windows XP. Aber Vista wäre nicht Windows, wenn es den Anwender nicht auch mit neuen Zumutungen konfrontieren würde wie nervigen Dialogfenstern und höheren Hardware-Anforderungen.

"Begrüßungscenter"

Sobald die Installation der jüngsten Testversion abgeschlossen ist, erscheint ein "Begrüßungscenter" mit mehreren "Angeboten von Microsoft". Dazu gehören die Dienste von live.com, dem neuen Internet-Service des Software-Marktführers. Mit dabei ist auch die Sicherheitssoftware "OneCare" mit Firewall und Antivirenschutz – bisher noch im Beta-Status.

"Windows Defender"

Nimmt man das Angebot zu "Windows Live Mail" an, lernt der Vista-Neuling die erhöhte Sicherheit kennen: Der "Windows Defender" drängt sich in den Vordergrund und warnt vor einer möglichen Gefahr, die allerdings zunächst nicht benannt wird: "Zur Fortsetzung des Vorgangs ist Ihre Zustimmung erforderlich". Mit Ausnahme des Defender-Fensters legt sich ein Grauschleier über den gesamten Bildschirm; der Zugriff auf andere Programme ist einstweilen gesperrt und erst dann wieder frei, wenn der Vorgang bestätigt oder aber abgebrochen wird. Die Bestätigung erzeugt aber zunächst nur eine weitere "Sicherheitswarnung" mit der Frage, ob man die Software auch wirklich installieren will. Jetzt erfährt man auch den Anlass der Warnung: Da es sich nur um den Flash-Player handelt, scheint der Aufwand etwas übertrieben zu sein.

Die Warnungen gibt es auch dann, wenn der Benutzer als Administrator angemeldet ist. Mehr Sicherheit, aber auch mehr Einschränkungen gibt es bei einer Anmeldung als "Standardbenutzer". Hier bleiben alle Systemdateien unberührbar. Wenn ein Standardbenutzer eine Aktion ausführt, die Administrator-Rechte erfordert, wird er aufgefordert, das entsprechende Kennwort einzugeben.

Auch Windows Vista will nach der Installation "aktiviert", also bei einem Microsoft-Server mit seiner Hardware-Umgebung gekoppelt werden. Hinzu kommen Online-Überprüfungen des richtigen Lizenzschlüssels bei Updates und Erweiterungen, was unter dem Stichwort "Windows Genuine Advantage" (WGA) läuft. Auf diese Weise soll die Verwendung von Raubkopien blockiert werden.

"Schattenkopien"

Für den Schutz des Systems gibt es jetzt nicht nur "Wiederherstellungspunkte", sondern auch "Schattenkopien". Dabei handelt es sich um Images einer Partition, die auch auf CD oder DVD gespeichert werden können, um die Festplatte nach einem Problem in den früheren Zustand zurückversetzen zu können.

Für mehr Übersicht sorgt der gründlich überarbeitete Explorer, also der integrierte Datei-Manager von Windows. Er zeigt weit mehr Informationen zu den Dateien an als bisher und bietet mit Hilfe von Schlüsselwörtern und Bewertungen mehr Freiheiten beim Verwalten der persönlichen Daten. Das neu geordnete Start-Menü ist etwas gewöhnungsbedürftig, macht aber einen durchdachten Eindruck.

Eine praktische Sache ist die "Sidebar" auf dem Desktop, die unterschiedliche Informationen und kleine Hilfsmittel bereit hält. Das können aktuelle Nachrichten in Form von RSS-Feeds aus dem Internet sein, die im Internet Explorer ausgewählt werden. Außerdem gibt es hier das aktuelle Wetter für einen beliebigen Ort, ein Kalenderblatt, eine Analoguhr oder eine ständige Mini-Diashow mit den Bildern eines beliebigen Ordners.

Für Bilder gibt es ein neues integriertes Programm, die Windows-Fotogalerie mit ebenso praktischen wie einfach zu bedienenden Grundfunktionen zur Verwaltung, Bearbeitung und Präsentation digitaler Fotos. Neu ist auch Windows Mail: Der Nachfolger von Outlook Express macht einen flotten Eindruck. Bei den Spielen gibt es erstmals eine Schach-Software. Übertrieben bunt wirkt das Comic-Spiel "Li-La-Land".

Schick

Die Oberfläche von Windows Vista wirkt auf den ersten Blick recht schick, auch wenn sich schnell ein Gewöhnungseffekt einstellt. Ein durchsichtiger Papierkorb und die 3D-Anordnung der geöffneten Fenster erfordern allerdings auch einiges an Hardware-Ressourcen. Den "Aero-Look" von Windows Vista gibt es nur bei einer Prozessor-Taktrate ab einem Gigahertz, einem ein Gigabyte großen Arbeitsspeicher und bei einer aktuellen Grafikkarte mit mindestens 128 MB Video-RAM. (APA/AP)