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Für viele ist Cortison immer noch ein "rotes Tuch", wenn es um die Therapie von Krankheiten geht

Foto: APA/dpa/Armin Weigel
Osteoporose, Gewichtszunahme bis hin zum Cushing-Syndrom (Muskelabbau, Wasser- und Fetteinlagerungen), erhöhter Zuckerspiegel und die Hautverdünnung (Atrophie) sind als unerwünschte Nebenwirkungen von Cortison bekannt. Viel weniger weiß der Nichtmediziner über die zahlreichen positiven Wirkungen: rascher Wirkungseintritt, Immunsuppression (Unterdrückung von Immunreaktionen), entzündungshemmende oder antiallergische Effekte.

Außergewöhnliche Wirkungsweise

Topisch (von außen) angewendet als Creme oder Salbe, wirkt Cortison ausschließlich am Auftragungsort. Systemisch verabreicht, beispielsweise in Form von Tabletten, wirkt es im gesamten Körper. In jedem Fall aber bekämpft es immer nur die Symptome und nie die Erkrankung kausal.

Was Cortison so unersetzlich macht, ist seine außergewöhnliche Fähigkeit Entzündungen im Körper zu bekämpfen. Noch gibt es kein Medikament mit einer vergleichbar stärkeren Wirkung.

Wann wird es verwendet?

Die Schuppenflechte (Psoriasis) und fast alle Formen von Ekzemen inklusive der Neurodermitis sind mit lokalen Cortisonpräparaten hervorragend behandelbar. Diese Erkrankungen verursachen eine Verdickung der Haut durch gesteigerte Zellteilung. Eine Verdünnung (Atrophie) der Haut durch das Cortison ist hier kaum zu befürchten. Wichtig ist die korrekte Diagnose im Vorfeld, da Cortison bei infektiösen und verschiedenen anderen Hauterkrankungen fehl am Platz sind.

Systemisch angewendet hat die Cortisontherapie einen unverzichtbaren Platz in der Rheumatologie, in der Nephrologie (Erkrankungen der Niere) und in der Transplantationstherapie. Hier ist vor allem die rasch eintretende Entzündungshemmung und die immunsuppressive Wirkung, die unter anderem die Abstoßung eines transplantierten fremden Organs verhindert, besonders hervorzuheben.

Derzeit werden Studien gemacht inwieweit Cortison, intramuskulär verabreicht, die Erkrankung von Früharthritispatienten zur Gänze stoppt. Die Meinungen unter Medizinern gehen jedoch, was die intramuskuläre Injektion anbelangt, auseinander. Als Therapeutikum für Patienten mit einer chronischen Polyarthritis ist es in jedem Fall unersetzlich.

Körperstelle ist entscheidend

Entscheidend ist, wo es aufgetragen wird. An den Armen dringt Cortison wesentlich schlechter ein als am Kopf. Daher ist im Gesicht die Gefahr der Hautatrophie eher gegeben. Die Anwendung einer schwachen Wirkstoffklasse ist oft ausreichend. Um die Resorption und damit die Wirksamkeit des Cortisons zu erhöhen, werden spezielle Verbände (Okklusionsverbände) gemacht oder eine entsprechende Zubereitungsform (Galenik) verwendet.

Wann wie behandeln

Creme, Salbe, Öl oder Lösung unterscheiden sich durch ihren Fett- und Wassergehalt von einander. Nach wie vor gilt die alte Regel, nässende Hautläsionen (Hautschäden) mit Cremen, trockene Läsionen hingegen mit Salben zu behandeln.

Topische Kortikoide werden nach vier Wirkstärkeklassen eingeteilt. Im Normalfall beginnt man eine dermatologische Therapie mit einem Klasse III Cortison, das heißt ein Präparat mit hoher Wirkstärke. Nach Abheilung 'schleicht' der Arzt die Therapie langsam aus. Der Grund: Die Cortisontherapie unterdrückt je nach Dosierung die körpereigene Produktion von Cortisol, indem es die Funktion der Nebenniere hemmt. Setzt man das Medikament abrupt ab, ist die Nebennierenrinde nicht in der Lage, sofort Cortisol in der erforderlichen Menge zu nachzubilden. In der Folge kommt es zu einer massiven Beeinträchtigung verschiedener Stoffwechselvorgänge im Organismus.

Bei langfristiger Einnahme erhält der Patient üblicherweise eine Low-dose-Therapie. Hier gehören regelmäßige Kontrollen der Knochendichte und verschiedener Blutparameter zum Standardprogramm.

Nebenwirkungen

Mit Nebenwirkungen muss beim Auftragen hochwirksamer Cortisone auf große Körperareale für längere Zeit gerechnet werden. Typische Nebenwirkungen nach lokaler Anwendung sind die bereits erwähnte Hautatrophie, Dehnungsstreifen, die Steroid-Akne und die periorale Dermatitis, eine meist um den Mund auftretende entzündliche Hautveränderung.

Wann muss man sich vor Cortison fürchten?

Die Angst ist unberechtigt, solange der Patient ausreichend aufgeklärt ist. Er muss wissen, dass eine Unterdosierung oder ein plötzliches Absetzen dieses Medikaments für ihn schädlicher sein kann, als die zum großen Teil rückbildungsfähigen Nebenwirkungen. Die Selbsttherapie ist, wie bei den meisten anderen Medikamenten auch, kontraproduktiv und kann natürlich bei unsachgemäßer Anwendung zu den erwähnten Nebenwirkungen führen.

Lebensretter Cortison Sinnvoll wäre die Einführung eines Cortison-Ausweises, den die Patienten immer bei sich tragen. Bei einem Notfall erhält der erstbehandelnde Arzt so wichtige Informationen. Ganz ohne Zweifel hat Cortison als Notfallmedikament einen besonderen Stellenwert. Für den Allergiker und den Asthmatiker kann das Medikament lebensrettend sein. (phr)