Grafik: Jakub Steiner / Novell
Auch in der freien Softwareentwicklung gibt es immer wieder Modethemen, aktuell ist das im Linux-Umfeld zweifelsohne der Bereich des Stromsparens. Mit einer ganzen Reihe von Initiativen ist es den Linux-EntwicklerInnen in den letzten Monaten gelungen hier massive Fortschritte zu erzielen - weitere Verbesserungen sollen folgen.

Tickless

Die Basis für all diese Bemühungen lieferte die Release des Kernel 2.6.21 ab: Mit diesem wurden eine Reihe von Patches aufgenommen, die das System "tickless" laufen lassen. Statt wie bisher fix zwischen 100 und 1.000 mal pro Sekunde zu checken, ob neue Arbeiten anstehen, wird der Kernel nur mehr "aufgeweckt", wenn wirklich etwas zu tun ist.

Strom

Genau diese dauernden Anfragen an den Kernel erzeugen nämlich einen erheblich höheren Stromverbrauch, als eigentlich nötig. Sie verhindern, dass das Power Management aktueller CPUs überhaupt zum Tragen kommt, da die Prozessoren davon abgehalten werden in tiefere - und stromsparendere - Schlaf-Modi gehen.

PowerTop

Nicht immer ist aber der Kernel selbst für dieses Aufwachen zuständig, oft ist auch einfach schlecht programmierte Software dafür verantwortlich. Um dies in den Griff zu bekommen hat Intel vor einigen Wochen mit PowerTop ein Tool veröffentlicht, das auflistet wie oft der Kernel von welchen Programmen oder Kernel-Subsystemen aufgeweckt wird.

Böse

So lässt sich die schuldige Software leicht ausmachen und das Problem beheben, seit der Vorstellung von PowerTop hat sich bereits eine ansehnliche Liste mit verschwenderischen Anwendungen angesammelt. Bei vielen der Einträge gibt es auch bereits Patches um die Probleme zu beheben, bei manchen wurden diese sogar schon in die aktuellen Releases der Software integriert.

Reduktion

Die verschiedenen Initiativen in diesem Bereich zeigen jedenfalls bereits deutlich messbare Erfolge: "Unseren Untersuchungen zu Folge verbraucht ein Linux-Laptop nun rund 15 bis 25 Prozent weniger Strom im Ruhemodus als noch vor rund drei Monaten", so Arjan van de Ven, Kernel-Entwickler bei Intel gegenüber CNET.

Virtuell

Doch eine längere Akkulaufzeit für Laptops ist nicht der einzige positive Effekt des "tickless" Kernels, in manchen Bereichen bringt es auch erhebliche Performancegewinne: "Wenn man einen Server mit 50 virtuellen Gastsystemen betreibt und jedes davon rund 1.000 Anfragen pro Sekunde stellt, ergibt das 50.000 Anfragen pro Sekunde, ohne das man auch nur irgendwelche Arbeit erledigt hat", rechnet van de Ven vor. "Mit einem 'tickless' System lassen sich diese 1.000 auf ungefähr 10 reduzieren, und plötzlich sind 50 Gastsysteme auch realistisch möglich".

Weitergehend

Die Arbeiten an der Verbesserung des Stromverbrauchs unter Linux sind mit den aktuellen Erfolgen aber natürlich noch nicht abgeschlossen. Denn auch wenn der Kernel selbst nun die notwendigen Technologien integriert hat, heißt das noch nicht, dass bereits alle Kernel-Subsysteme auch davon Gebrauch machen. Das zu optimieren wird noch einige Zeit dauern, wie Linux-"Erfinder" Linus Torvalds betont.

Treiber

Van de Ven sieht neben den Reduzierungen der Anfragen an den Kernel aber noch andere Bereiche mit gehörigem Optimierungspotential. Dazu zählen etwa Gerätetreiber, die oft nicht die vollen Stromsparmodi der Hardware ausnutzen. Eine Soundkarte, die nicht benötigt wird, kann ja zum Beispiel getrost in den Schlafmodus versetzt werden.

Suspend

Und dann wäre da natürlich das alte Sorgenkind Suspend/Resume, hier gebe es noch einigen Aufholbedarf, wie van de Ven bekennt. Vor allem Suspend-to-Disk funktioniere derzeit nur sehr unzuverlässig, immerhin gebe es derzeit eine aktive Diskussion zu diesem Thema. (apo)