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Moderator Johannes B. Kerner und Talkshow-Gast Eva Herman.

Foto: AP/ZDF/Wolfgang Lehmann

Mainz/Wien – 2,65 Millionen Zuschauer sahen Dienstagabend, wie Johannes B. Kerner Autorin Eva Herman aus der Show komplimentierte. Das bescherte ihm den höchsten Marktanteil dieses Jahres. Er kam auf die Idee erst, als Senta Berger und Margarete Schreinemakers mit Abgang drohten. Wegen einer Aufzeichnung wurde der Eklat vor der Ausstrahlung publik.

"Autobahn geht wirklich nicht"

Dem Historiker Wolfgang Wippermann erklärte Herman, sie rede mit ihm nicht mehr, als der auf den Ursprung ihrer Aussage über "gleichgeschaltete Presse" in der NS-Zeit verwies: Sie "möchte nicht weiter Stellung nehmen zu Vorwürfen in diesem Zusammenhang. Sie müssen nur Google eingeben, und da können Sie jede Zeitung durchgehen, welche Zeitungen diesen Begriff bereits benutzt haben. Natürlich ist er da falsch benutzt worden. Aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden, und wir fahren drauf." Kerner nach Protest: "Es gibt ein paar Sachen, die sind problematisch, was heißt problematisch, die gehen einfach nicht. Autobahn geht wirklich nicht."

Mütter und NS-Zeit

Kerner fragte Herman später, ob sie ihr Zitat von den Müttern und der NS-Zeit bei einer Buchpräsentation wieder benutzen würde, nämlich: "Wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus (...) abgeschafft wurde. Mit den 68er wurde damals praktisch alles, das alles, was wir an Werten hatten, es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft." Der NDR beendete deshalb wie berichtet ihre Moderatorentätigkeit, nun klagt sie gegen die "unzulässige Kündigung".

"Da hast du nichts falsch gemacht?"

"Da hast du nichts falsch gemacht?", fragte Kerner. Herman: "Ich könnte sagen, ich würde es wieder so machen, aber natürlich wird man durch solche Vorfälle vorsichtiger. Ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten." Schreinemakers und Berger protestieren, Kerner wechselt zu Hermans Thesen über Krippenplätze. Nach kurzem Geplänkel sagt Berger, sie "geht jetzt gerne", Schreinemakers "auch". Da bittet Kerner lieber Herman hinaus – und plaudert mit dem Rest, als wäre nichts gewesen. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 11.10.2007)