Als Jungsozialist hätte ich einen Sozialminister mit altbacken gruppenegoistischen Ideen von "sozialistisch" und "gerecht" regelrecht gegrillt. Und wie können die Herren christian socialists im ÖAAB, die Westenthaler und Strache rechts und Buchinger und Lafontaine links überholen wollen, das als fair oder gar bildungs- und "leistungsfreundlich" erklären? Und irgendwer als nachhaltig finanzierbar erweisen?
Wir Österreicher haben einen fatalen Hang, nicht nur gelegentliche geniale Erfindungen wie die Sozialpartnerschaft, sondern auch populäre Fehler wie eben die "Hacklerei" seit 2000 als Dauerprovisorien zu verewigen. Wir plappern gerne eingängige Volksverblödungsslogans wie "45 Jahre sind genug" nach; so als könnte man nicht bereits mit 7 Arbeits- und 15 Versicherungsjahren eine Pension und selbstredend lange vor 35, 40, 45 Jahren in aller Ruhe den Ruhestand pflegen – nur eben ohne Maximalansprüche. Denn für "abschlagsfreie" Höchstpensionen reichen 45 Jahre halt erst mit 65 und nicht mit 60! Und nicht 35 Beitragsjahre mit 55, wie die Amons und Neugebauers sich das so kundig und helle zusammenreimen.
Sie zeigen übrigens schmerzlich, weshalb (mit steirischen Ausnahmen) der ÖAAB jetzt ist, wo er ist, nämlich im geistigen und politischen Abseits, weshalb die ÖVP mit gescheiten Bauern- und Wirtschaftsvertretern so viel besser, realistischer und in Migrationsfragen auch humaner dasteht als mit ihren "christlichen" Arbeitnehmerfunktionären, die schon 2003 gemeinsam mit der FPÖ den "Krieg" gegen die mit ÖGB, AK und SPÖ akkordierte Friedensformel 65-45-80 probten. Dass die SP jetzt mit ihrem linken Flügelstürmer durch Abrücken davon und vom Regierungsprogramm 2006 Zwist in die ÖVP trägt ist taktisch schlau aber strategisch noch gefährlicher als andere "Sozialfighter"-Versprechen: man müsste sie vielleicht einmal verwirklichen, ohne es zu können oder wollen sollen. Rocard geißelte diese Kinderkrankheit eines großsprecherischen Enttäuschungs-Sozialismus feinsinnig doppeldeutig als "molletiste".