Spekulationen über Doppelkandidatur
"Wir machen weiter, wir sind stark, und wir gehen den ganzen Weg", sagte die 60-jährige Clinton in Columbus, der Hauptstadt Ohios. "Wir haben jetzt erst angefangen." Über die Möglichkeit einer gemeinsamen Präsidentschaftskandidatur mit ihrem Kontrahenten Obama meinte Clinton, die Wähler müssten entscheiden, wer an der Spitze stehen solle. "Das könnte die Richtung sein, in die sich alles bewegt", sagte sie, "ich denke, die Menschen in Ohio haben klar gesagt, dass ich das sein sollte."
Der Sender CBS, in dessen "Early Morning Show" die New Yorker Senatorin am Mittwoch auftrat, misst der Aussage nicht allzuviel Gewicht bei: "Clinton seemed to hint at the possibility she could share the Democratic ticket with Obama" ("schien die Möglichkeit ... anzudeuten") ist auf der Webseite des US-Senders zu lesen.
Führende Politiker der Demokraten hatten bereits zuvor Sorge geäußert, dass eine Fortsetzung des Duells zwischen Clinton und Obama die Partei vor eine Zerreißprobe stellen könnte. Beobachter hielten allerdings eine gemeinsame Kandidatur bisher für unwahrscheinlich: Obama könnte Clinton als charismatischer Vizepräsident in den Schatten stellen und ihr damit gefährlich werden, die ehrgeizige New Yorker Senatorin hingegen würde wohl kaum den zweiten Platz akzeptieren.
Obamas Siegeszug gestoppt
Obama hatte seit dem "Super Tuesday" Anfang Februar alle elf Vorwahlen für sich entschieden. Allgemein erwartet worden war, dass die Entscheidung bei den Wahlen in Texas und Ohio am Dienstag falle würde. Als nächstes stimmt am Samstag der Staat Wyoming und am Dienstag kommender Woche Mississippi ab. Eine Entscheidung wird jetzt aber frühestens am 22. April erwartet, wenn in dem großen Staat Pennsylvania gewählt wird.
Clinton gewinnt bei Unentschiedenen
Obama zeigte sich nach dem Sieg Clintons kämpferisch. "Egal, was heute Nacht passiert ist, wir liegen bei den Delegierten nahezu unverändert vorne und sind dabei, die Nominierung zu gewinnen", rief der 46-jährige Senator aus Illinois Anhängern in San Antonio zu. Laut Medien entfallen auf Obama jetzt 1307 Delegierte, auf Clinton 1175. Für die Nominierung auf dem Parteitag im Sommer muss ein Kandidat insgesamt 2025 Delegierte hinter sich gebracht haben.
Weil bei den Demokraten die Zahl der Delegierten proportional zum Wahlsieg vergeben werden, muss Clinton ihren Kontrahenten in den folgenden Wahlen deutlich schlagen, um den Vorsprung einholen zu können. Angesichts des engen Abstands wird zudem die Rolle der sogenannten Superdelegierten immer wichtiger. Dabei handelt es sich um Amts- und Würdenträger der Partei, die sich frei für einen Kandidaten entscheiden können. Bei den Demokraten wird befürchtet, dass sich das nach wie vor offene Rennen zu einer Schlammschlacht zuspitzen und damit letztlich McCain nutzen könnte.
Barack Obama gewinnt in Vermont
Neben Texas und Ohio konnte sich Clinton auch in Rhode Island durchsetzen. In Vermont gewann Obama. Beide Staaten haben aber nur relativ wenige Delegierte zu vergeben. Laut Wählernachfragen konnte Clinton bei Frauen und Männern gleichermaßen punkten, genauso bei Älteren, Hispanics, Arbeitern und der ländlichen Bevölkerung. Vor allem aber konnte sie die noch Unentschiedenen auf ihre Seite ziehen. Beobachter führten dies auch auf einen Fernsehspot zurück, in dem Clinton die Kompetenz Obamas für die Rolle des Oberbefehlshabers der Streitkräfte erneut infrage stellte.