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Foto: APA/AP/Paul Sakuma
Er ist als Aktionär der Schrecken von Vorständen schwächelnder Unternehmen und zwang zuletzt Motorola, sich von seiner angeschlagenen Handyspalte zu trennen. Jetzt hat sich der Milliardär Carl Icahn ein neues Ziel gesetzt: Er will Yahoo-Chef Jerry Yang dazu zwingen, das Übernahmeangebot von Microsoft doch noch anzunehmen und so den Aktionären einen kräftigen Wertzuwachs bescheren. Rückzug Wie berichtet, scheiterten Verhandlungen zwischen Microsoft und Yahoo trotz eines von 44 auf 47,5 Mrd. Dollar (30,7 Mrd. Euro) nachgebesserten Angebots. Microsoft-Chef Steve Ballmer zog daraufhin vor knapp zwei Wochen das Kaufangebot zurück. Verärgerte Großaktionäre hätten daraufhin Icahn zum Konfrontationskurs gedrängt, berichtet das Wall Street Journal. Der Investor plane jetzt einen Alternativvorschlag für zehn Board-Direktoren, die anstelle der amtierenden Direktoren bestellt werden sollen. Gelingt es ihm seinen Wahlvorschlag durchzusetzen, könnte Icahn die Yahoo-Spitze unter Druck setzen, doch noch zu verkaufen oder das Management wechseln. Seit dem Rückzug Microsofts hat Icahn rund 50 Millionen Aktien von Yahoo gekauft. Um rund 1,3 Mrd. Dollar kaufte sich der Milliardär damit etwa 3,5 Prozent des Onlinekonzerns. Icahn soll von Microsoft keine Antwort bekommen haben, ob es sein Angebot erneuern würde, falls der Investor seinen Wahlvorschlag durchsetzen kann. Nominierung Das Yahoo-Management könnte als Abwehrmaßnahme seinerseits einige dem Milliardär genehme Direktoren nominieren, falls er dafür seinen Alternativvorschlag fallen lässt. Allerdings sei Icahn davon überzeugt, dass er mehr als nur ein paar Direktorensitze brauche, um seinen Willen durchzusetzen, schreibt das Wall Street Journal. Bewährte Strategie Icahn war mit dieser Strategie auch anderswo erfolgreich: Er orchestrierte unter anderem den Verkauf von BEA Systems an Oracle, nachdem das BEA-Management dies ursprünglich abgelehnt hatte. Der Investor sei überzeugt davon, dass jede Neuverhandlung mit Microsoft sehr rasch erfolgen müsste, da sonst der Software-Konzern sein Interesse verlieren würde. Ballmer hatte nach dem Rückzieher ebenso wie sein Chairman Bill Gates erklärt, dass Microsoft jetzt seine eigene Online-Wachstumsstrategie verfolgen würde und dazu Yahoo nicht nötig hätte. Kolportiert wurden auch Gespräche mit Facebook über den Kauf eines größeren Anteils; bereits jetzt besitze Microsoft ein paar Prozent des populären Online-Networks. Yahoo-Google-Kooperation Indes verhandelt Yahoo weiterhin mit Google über eine Kooperation bei Kleinanzeigen. In einem mehrwöchigen Testlauf hat Yahoo auf seinen Seiten Google-Ads platziert, was Microsoft als Hindernis für eine Übernahme betrachtete. Eine Partnerschaft mit Google würde Yahoo eine kräftige Geldspritze bescheren, die Yahoo in den Aufbau eines eigenen Kleinanzeigendienstes investieren will. Allerdings soll Google Bedenken haben, ob es möglicherweise Yahoo durch solch eine Partnerschaft zu viel Einblick in sein eigenes Geschäftsmodell gewährt. Erstmals hat Google im April in den USA Yahoo den ersten Platz bei Webseiten abgerungen, mit 141,1 gegenüber 140,6 Mio. Besuchern (dabei werden alle Angebote der jeweiligen Konzerne gezählt). (DER STANDARD Printausgabe, 16.05.2008)