Österreich
Nach sechs Jahren Haft muss Drogen-Pate wegen Betruges vor Gericht
V-Mann wurde 70 Kilo Mehl verkauft
Wien - Er war angeblich der Kopf jener Bande, die nach
internationalen Ermittlungen ("Operation Kassandra") unter
Beteiligung der heimischen Einsatzgruppe zur Bekämpfung der
Organisierten Kriminalität (EDOK) im Juni 2001 in Wien, Deutschland
und der Türkei zerschlagen werden konnte: C. B., der seit
1990 unauffällig in der österreichischen Bundeshauptstadt lebte, soll als Drogen-Pate fungiert
haben. Nachdem er erst kürzlich im Wiener Landesgericht nach dem
Suchtmittelgesetz - nicht rechtskräftig - zu sechs Jahren Haft
verurteilt worden ist -, wird sich C. B. in einer zweiten
Verhandlung demnächst wegen Betruges verantworten müssen.
V-Mann wurde 70 Kilo Mehl ins Auto eingebaut
Schauplatz dieser Geschichte war Istanbul: Ein V-Mann der Polizei
hatte sich das Vertrauen der dort ansässigen Mitglieder der später
zerschlagenen kriminellen Organisation erschlichen und wollte von
ihnen zum Schein 70 Kilogramm Heroin kaufen. Es war ausgemacht, dem
verdeckten Ermittler die Ware in sein Fahrzeug "einzubauen", der
vorgab, diese - solcherart "gebunkert" - außer Landes bringen zu
wollen. Der Deal wurde aber offensichtlich verraten: Dem V-Mann
wurden in Wahrheit 70 Kilogramm Mehl "angedreht".
Der Wiener Staatsanwalt Wolfgang Seemann glaubt nachweisen zu
können, dass dies von der Bundeshauptstadt aus auf Geheiß von C.
B. passiert ist. Die Verhandlung wurde für den 28. Mai anberaumt. Der
V-Mann wird dabei als "Kronzeuge" auftreten. Man darf gespannt sein,
ob dies - wie zuletzt am 24. April, als ein Informant der
Drogenfahnder im Wiener Landesgericht vor Gericht stand - wieder
einen Großeinsatz der Wega auslösen wird, um lästige
Prozess-Berichterstatter vom Verfahren möglichst fern zu halten.
Die Festnahme von C. B. wurde seinerzeit übrigens
pikanterweise von jenem Oberstleutnant der EDOK der Öffentlichkeit
verkündet, der seit einigen Wochen selbst im Landesgerichtlichen
Gefangenenhaus in U-Haft sitzt. Gemeinsam mit zwei Kollegen soll er
einem polnischen Paten Amtsgeheimnisse verraten und damit die Arbeit
der in dieser Causa ermittelnden SOKO der Kriminalabteilung
Niederösterreich behindert bzw. gefährdet haben. (APA)