Zum 75. Todestag

Rosa Mayreder: Sprachgewaltige Pionierin

Die Kulturphilosophin, Essayistin und Vordenkerin der ersten Frauenbewegung starb am 19. Jänner 1938 - Ihre Texte und Tagebücher beschäftigen WissenschafterInnen bis heute

Foto: Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, H.I.N. 218360
Foto: Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, H.I.N. 218360

"Die Frau ist für den Mann da." Mit dieser Wertvorstellung ihres Vaters wuchs Rosa Mayreder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Wien auf. Gemeinsam mit 12 Geschwistern, der Vater hatte nach dem Tod der Mutter wieder geheiratet, lebte sie in einem fünfstöckigen Wohnhaus über dem gutgehenden väterlichen Gasthaus in der Landskrongasse. Als Tochter aus bürgerlichem Haus fehlte es ihr an nichts - bis auf Wissen, mit dem sie ihren unendlichen Bildungshunger hätte stillen können: "Wenn meine Schwestern es als etwas Selbstverständliches hinnahmen, daß die Söhne der Familie in Hinsicht auf Bildungsmöglichkeiten die größte Bevorzugung genossen, so fühlte ich eine beständig wachsende Empörung darüber", schrieb sie später.