Gudrun Harrer: Analysen & Kommentare

Sisis Dauerclinch mit den islamischen Theologen

Der Präsident der Al-Azhar-Uni musste gehen, weil er einen Islamreformer als "Apostaten" bezeichnete: ein Etappensieg von Ägyptens Staatschef Sisi

Kairo/Wien – "Sie machen mich fertig", soll Ägyptens Präsident Abdelfattah al-Sisi einmal entnervt zum obersten Geistlichen des Landes, Al-Azhar-Großscheich Ahmed al-Tayyeb, gesagt haben. Tatsächlich befinden sich die beiden – und ihre Institutionen, Präsidentschaft und theologische Schule – in einem Dauerclinch. Sisi hielt 2015 seine berühmte Rede, in der er den Al-Azhar-Scheichs an den Kopf warf, sie würden sich vor Gott verantworten müssen, wenn es ihnen nicht gelinge, den islamischen Diskurs zu modernisieren, um dem Radikalismus Boden abzugraben. Nach Sisis Auffassung passiert viel zu wenig in diese Richtung. Nun soll er sogar Pläne wälzen, die Amtszeit des Al-Azhar-Großscheichs per Gesetz auf acht Jahre beschränken zu lassen und damit Tayyeb beizeiten loszuwerden.